Die Welt ist grad so laut, dass mir die Ohren klingeln. Wenn ich nur mal kurz hinhöre, dann dröhnt der Hass und die Ignoranz und die Einsamkeit durch meinen ganzen Körper. Ich kann diesem Lärm oft nicht standhalten. Dann muss ich mir die Ohren ganz fest zuhalten und alles verstummen lassen, bis ich nur noch meinen eigenen Herzschlag höre.
Ich weiß, dass das ein Privileg ist. Ich kann mir aussuchen, ob ich hinhöre oder nicht. Noch. Und ich weine um all die Menschen, deren Leben vom Dauerrauschen der Entmenschlichung übertönt werden. Und ich möchte so unbedingt kämpfen für diese Menschen und sicherstellen, dass der Schall ihrer Existenz bis in alle Ecken der Welt widerhallt. Ungebrochen. Ich merke, dass in Zeiten, wie diesen, leise sein, gefährlich ist. Und ich war in Riesa, mit so vielen und wir waren so laut. Und ich denke an Göttingen, diese weltoffene Klangoase. Ich will nicht schreien müssen, um laut zu sein. Das Schreien gehört den Despoten. Ich will laut sein, in der Liebe. Ich hoffe auf Menschen, die mit Maßnahmen und mit Mitteln des Rechtsstaats und auch darüber hinaus laut sein können. Ich kann das gerade nicht. Und doch will ich nicht leise sein. Auch in dieser Zeit, in der mich die gewaltvolle Deutlichkeit rechter Brüllsonaten wie betäubt macht. Wenn ich auch gerade Angst habe vor der Wucht des Krawalls, so halte ich fest, an meiner eigenen, lauten Stimme in der Welt. Der Menschenliebe.
Die Menschenliebe war lauter, als ein Kind zu meinem Klavierspiel eingeschlafen ist.
Die Menschenliebe war lauter, als ein herzlicher Fremder und ich uns eine ganze Zugfahrt lang im Gespräch berührt haben.
Die Menschenliebe war lauter, als ich „ich bleibe bei dir heute Nacht“ gesagt habe.
Die Menschenliebe war lauter, als ich zugehört habe.
Ich glaube die Menschenliebe lebt im sanften brummen der Begegnung.
Somit ist die Menschenliebe vielleicht die zarteste Bastion gegen die Schallemission der Menschenfeinde und kann aus leise, laut machen.
Hallo, was für ein Kommentar :)