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Liebe

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Eine Kolumne von Larissa Stöpler
von Larissa Stöpler, erschienen am 14. Februar 2025

Liebe B.,

Ich habe neulich das erste Mal „ich liebe dich“ gesagt zu jemandem. Natürlich nicht irgendjemandem, naja du weißt. Naja und eigentlich habe ich es auch nicht genau so gesagt. Tatsächlich habe ich zu diesem Satz angesetzt, indem ich Minutenlang geschmolzen bin, wegen ihm und seiner Stimme und seiner Gitarre. Und ich bin weiter geschmolzen als ich den Knoten in meinem Bauch gespürt hab, der mir offenbart hat, dass da eine Grenze zwischen uns ist, die ich nicht verstehe und die ich mir überwunden wünsche. Es war, als würde ich zum Sprechen ansetzen, schon beinahe vollständig zerflossen, als ich verstand, dass diese Grenze aus der Missachtung einer elementaren Tatsache bestand. Jetzt wurde ich zurückgeschleudert- was ist das Gegenteil von zerfließen? 

Missachtung. Elementar. Tatsache. Diese Worte und ihr Wulst an Bedeutungsschwere schepperten in meine Schwärmerei. Worte, die ernst genommen gehören. Fuck. War das doch keine Liebelei, war das ernst? Warum zerrinne ich bei diesem Menschen, den Lauf der Zeit entlang und fließe, fließe, fließe bis zu dieser Grenze nur? Was ist Ernst, wenn nicht das mahnende Zeugnis eines radikalen Gefühls, das um Sichtbarkeit kämpft? Scheinbar, so war mir- musste ich zu Sprache finden, damit ich ernsthaft diese Grenze überwinden würde. Diese Grenze- diese-verkannte Liebe?! Diese letzte Distanz, entstanden aus der Verleumdung der tatsächlichen Nähe. Aus Uneinsichtigkeit der Größe dieses Gefühls gegenüber. Ich schaute ihn wieder an, diesen Menschen, dieses Leben. Und der Knoten in meinem Bauch, jetzt enttarnt als das was er war, der Ernst der tatsächlichen Liebe, der entwirrte sich als ich sprach. Ich musste die Worte suchen, spuckte sie unbeholfen aus und musste sie wieder aufklauben, kaute drauf rum und schob sie von links nach rechts. Schön war das nicht. Aber es war mir ernst. Alles daran war ernst. Ich glaube, zuerst haben meine Lippen, die die Worte formten, die Grenze überwunden. Mein Herz wurde auf Tränen hinterher gespült. Und ganz zuletzt, Glied für Glied, polterte auch mein Körper in die Grenzenlosigkeit. 

Es war verrückt. Kaum lag sie da, die Liebe zwischen uns, zog sich ein erbarmungsvoller Film über die Erinnerungen der letzten Wochen und die Visionen für die Zukunft. Es war derselbe Mensch, dieselben Erfahrungen und doch hatte sich etwas grundlegendes geändert. Einzig durch die Ent-deckung dessen, was doch eigentlich die ganze Zeit schon da lag. Brach lag. Unsere Liebe ist jetzt willkommen. Unsere. Liebe. Wie durch Worte aus zwei Einzelnen, ein Wir wird... Wie aus Worten, eine neue Realität entspringt… Wusstest du z.B., dass Küsse anders schmecken, nachdem Lippen „ich liebe dich“ geformt haben?  Ich lebe jetzt in dem Danach. Ich schreibe dir aus dem danach. Und es ist sehr schön hier.

In Liebe,

L.

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