Dance in the Dark, und das im Doppelpack! Mit zwei beeindruckenden Ausdruckstänzen im Dunkeln ging das CAPAS2024 Festival in die nächste Runde: »Le Loup« von Compagnie Shafak und Chi Him Chiks »Aiii_v1.966875695106328∅«. Diese Performances waren nichts für schwache Nerven! Beide Choreografien, aufgeführt am 29. Mai, erzeugten eine düstere Atmosphäre, verstärkt durch grelle Lichteffekte und lauten Sound. Licht und Schatten spielten eine zentrale Rolle, wodurch die finstere Stimmung im dt2-Saal entstand. Das Wolfgeheule bei »Le Loup« und die eleganten Schwerttänze sowie improvisierten Sopransaxofon-Einlagen verstärkten die schaurige Stimmung.
Der dt2-Saal war pechschwarz, als die Lichter unkontrolliert zu flackern begannen und Rauch den Raum füllte. In »Aiii_v1.966875695106328∅«, einer „immersiven performativen Ritualhandlung“ von Chi Him Chik, hörte man laute Stimmen aus den Lautsprechern, die ein immersives Gefühl erzeugten. Eine schattenhafte Figur, Chi Him Chik, betrat die Bühne und spielte auf seinem Sopransaxofon schrille, abgehakte Töne, die immer schneller und lauter wurden. Diese Lichtshow, kombiniert mit der improvisierten Jazz-Musik, war für Menschen mit Epilepsie ungeeignet, zog jedoch das Publikum in den Bann.
Chi Him Chik, ein transdisziplinärer Performer aus Hong Kong, der aus der Classical- und Contemporary-Szene stammt, setzte sich in seiner Performance kritisch mit sozialen Debatten auseinander. Nach einer Meditationspause erschienen chinesische Schriftzeichen an den Wänden, zu denen Chi ein LED-beleuchtetes Katana-Schwert zückte und elegant auf der Bühne tanzte. Mit seinen geschmeidigen Bewegungen erinnerte er an Samurai oder Jedi-Krieger. Seine Performance, inspiriert von Wataru Tsurumis Buch »The Complete Manual of Suicide«, diente als Bewältigungstechnik und symbolisierte die Befreiung von Social Media-Abhängigkeit.
Im zweiten Teil des Abends führte die französische Ausdruckstänzerin Margot Libanga ihren Tanz »Le Loup« auf, inspiriert vom Märchen Rotkäppchen und der böse Wolf. Libanga und ihr Ehemann, Choreograph Larbi Namouchi, sahen Rotkäppchen und den Wolf als zwei Seiten einer Medaille. Im dunklen dt2-Saal erzählte Libanga die Geschichte »The Wolf’s Eyelash« mit schauriger Stimme, während sie sich animalisch und bedrohlich wie ein Wolf bewegte. Ihre Bewegungen wurden zunehmend geschmeidiger und erinnerten an einen „Spider-Walk“ aus »Der Exorzist«.
Libanga’s Tanz war eine Reise der Selbsterkenntnis, die die menschliche und animalische Seite eines Individuums zeigte. Mit akrobatischen Tanzabläufen und grotesken Bewegungen, begleitet von lauten Maschinengeräuschen und rotem Höllenlicht, durchlief sie die menschliche Evolution im Schnelldurchlauf. Diese beeindruckende und düstere Performance verdeutlichte den inneren Identitätswandel und die Akzeptanz der wilden, animalischen Seite in uns.
Mit verschiedenen dramaturgischen Mitteln wie Licht, Klang und Geräuschen führten sowohl Margot Libanga als auch Chi Him Chik das Publikum auf eine dunkle Reise in die menschlichen Abgründe. Die Tänze hinterließen einen bleibenden Eindruck und regten das Publikum zum Nachdenken und Philosophieren an. Die Bedeutung der Tanzabschnitte bleibt im Auge des Betrachters.