Samstag, 3. August 2024, 17 Uhr St. Johanniskirche – Zeit, mit Musik und gesprochenem Wort einen Klangraum entstehen zu lassen. Einen Raum bildet auch der Stuhlkreis, in und mit dem die Besucher:innen eine Gemeinschaft bilden. An diesem Abend lädt der Klangraum zu einer Reflexion über Gottes Schöpfung ein. Auf überwiegend lyrische Texte, vorgetragen von Pastorin Dr. Anna-Maria Klassen und Kirchenvorsteherin Dagmar Freudenberg, folgt jeweils eine Orgelimprovisation von Bernd Eberhardt.
Der Klangraum beginnt sommerlich-frisch mit dem Concerto in a-Moll nach Vivaldi von J. S. Bach (BWV 593). Das erste Wort erhält Elisabeth von Arnim mit einem Auszug aus „Elisabeth auf Rügen“. In ihren Naturbeobachtungen beschreibt sie die Schönheit von Gottes Erde. Im Meer sieht sie die unerschöpfliche Weite und Ferne im Kontrast zur Enge des Alltags. Die folgende Improvisation bringt diesen Kontrast zum Ausdruck. Auf einem Klangteppich erklingen glitzernd und schillernd vereinzelte Töne aus der Ferne. Sanft wiegt das Meer mit kleinen Schaumkrönchen und die Sonnenstrahlen glitzern auf dem Wasser. Die Musik lässt das Meeresrauschen ansteigen, die Wellen werden größer - bis sich das Meer wieder beruhigt und der Blick wieder in die Ferne geht.
Der Schöpfungspsalm 104, „Lobe den Herrn, meine Seele“, lobt Gott für alles Große und Kleine, das er auf der Erde geschaffen hat. Er besingt die Weite des Himmels und die Tiefe des Meeres, die Höhe der Berge und die Brunnenquellen in den Tälern. Wasser, Gras und Früchte erfreuen Mensch und Tier, die Vögel zwitschern. Sonne, Mond und Sterne, Licht und Finsternis schaffen den Menschen und Tieren ihren Lebensraum. Eine bekannte Melodie zu diesem Psalm ist der Kanon „Lobe den Herrn, meine Seele“ im beschwingten 6/8-Takt, den Bernd Eberhardt als Grundlage für seine Improvisation über diesen Psalm nimmt.
Friedrich Schiller bringt die Faszination der Schöpfung dichtend zum Ausdruck. In „Die Herrlichkeit der Schöpfung: Eine Phantasie“ sieht er nach einem Unwetter das Frühlingsblühen als Augenlust. Anbetend steht er vor der Pracht, die die Wolken freigeben, glänzend und funkelnd in allen Farben die Auen, und ein Regenbogen spannt sich über die Berge. Die Improvisation beginnt dunkel. Das Unwetter ist noch da, Regentropfen fallen auf die Erde. Doch die Regentropfen werden „bunter“ und erklingen in vielen Farben, der Klang wird heller und Sonnenstrahlen durchbrechen die Wolken. Der Choral „Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit“ klingt durch - und schließlich hört man den Regenbogen über den Bergen strahlen.
Der folgende Text aus dem Matthäusevangelium, Kapitel 6 spricht die Fürsorge Gottes für seine Schöpfung an. „Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch.“
Die Improvisation zu diesem Text regt zum Nachdenken an. Ruhige Klänge lassen einen über seine Sorgen nachdenken, spenden aber auch Trost und geben den Zuspruch „Sorge dich nicht“.
Ein kurzer (Lied-)Text von Wilhelm Willms, „Weißt du, wo der Himmel ist“, greift Jesu Worte auf. Sowohl „das Reich Gottes ist mitten unter euch“ als auch „sorgt euch nicht“ sind Intention dieses Liedes. Bernd Eberhardt erschafft dafür ein eigenes musikalisches Motiv, um das er seine Improvisation rahmt. Markant und wiederkehrend „mittendrin“ erklingt es, umgeben von der Welt der Töne.
Schließlich gibt es auch noch einen Text zum Schmunzeln an diesem Abend, der in den krönenden Gemeindegesang mündet. „Sozusagen grundlos vergnügt“ von Mascha Kaléko bringt die Freude über das Leben zum Ausdruck, so wie es ist. Sich einfach nur zu freuen und zu singen, dazu ist auch der Klangraum da. Die Improvisation über „Sozusagen grundlos vergnügt“ wird kombiniert mit der fröhlich-beschwingten Melodie zu „Himmel, Erde, Luft und Meer“ (EG 504). Die Köpfe wippen, die Gesichter strahlen, und schließlich singt die Gemeinde zusammen mit einer grandiosen Liedbegleitung, die den Text jeder einzelnen Strophe klanglich erfahrbar macht: Die Sonne strahlt, die Vögel fliegen durch die Lüfte und die Wellen rauschen über das Meer.
Und wie der Klangraum begann, so endet er auch: Mit einem weiteren Concerto nach Vivaldi von J. S. Bach (d-Moll, BWV 596). Applaus, Bravo-Rufe und ein ausgesprochener Dank an Pastorin Dr. Anna-Maria Klassen brachten den Ausführenden ihre verdiente Anerkennung entgegen.