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Die Göttinger Stadtkantorei und das Göttinger Barockorchester unter der Leitung von Bernd Eberhardt in der St. Johanniskirche | © Photo: Fiege
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Stadtkantorei

Eine bewegende Reise durch Schmerz, Hoffnung und Erlösung

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Die Johannespassion in der St. Johanniskirche
von Antonia Fiege, erschienen am 09. April 2025
Am 6. April wurde die Rats- und Marktkirche St. Johannis in Göttingen zum Schauplatz einer eindrucksvollen musikalischen Rückschau: 300 Jahre nach ihrer Uraufführung in Leipzig wurde Bachs Johannespassion dort in ihrer traditionellen Fassung zur Aufführung gebracht – unter der Leitung von Kantor Bernd Eberhardt und in bemerkenswerter künstlerischer Tiefe.

Die Darbietung durch die Göttinger Stadtkantorei, das Göttinger Barockorchester sowie ausgewählte Solist:innen offenbarte eindrucksvoll, weshalb dieses Werk bis heute als eine der emotional und geistlich eindringlichsten Kompositionen der Musikgeschichte gilt. Gerade in der Passionszeit erweist sich Bachs Werk als bewegendes Zeugnis menschlicher Existenz zwischen Verzweiflung und Erlösung.

Besonders eindrucksvoll gerieten die solistischen Partien. Clemens-C. Löschmann als Evangelist führte mit stimmlicher Klarheit und emotionaler Tiefe durch die dramatischen Stationen der Leidensgeschichte. Seine Interpretation war von berührender Präsenz und ließ die biblische Erzählung in unmittelbarer Dringlichkeit lebendig werden.

Jonathan de la Paz Zaens verlieh der Figur Jesu mit seinem warmen, kraftvollen Bass eine beeindruckende Autorität und Ruhe, die dem Charakter zugleich menschliche Tiefe wie göttliche Würde verlieh. Ergänzt wurde er durch Marcel Raschke, der mit seinen Bass-Arien einen nachdenklichen Kontrapunkt setzte – kraftvoll, fast meditativ in seiner Wirkung.

Auch die weiblichen Solistinnen überzeugten durch große Ausdruckskraft. Johanna Ness (Sopran) gestaltete ihre Arien mit feiner Dynamik zwischen Klage und Sehnsucht, während Susanne Langner (Alt) im Solo über den Tod Christi mit eindrucksvoller Stimmführung einen Moment von tiefer Tragik und trostvoller Hoffnung schuf.

Der Chor – die Göttinger Stadtkantorei – zeigte sich in glänzender Verfassung. Als stimmliches Volk agierend, mal anklagend, mal anbetend, brachte er mit dramatischer Wucht die emotionale Spannung des Werks zum Ausdruck. Besonders die scharfen Kontraste und die dichte Polyphonie des Chors verliehen dem Konzert eine mitreißende Intensität, die das Publikum tief berührte.

Instrumental wurde die Aufführung durch das Göttinger Barockorchester getragen – ein Ensemble, das sich als wahrer Spezialist für barocke Klangwelten erwies. Unter der präzisen und zugleich beweglichen Leitung von Bernd Eberhardt entstand ein lebendiger Dialog zwischen Orchester und Solist:innen. Die fein abgestimmte Affektdarstellung – von innerer Unruhe über stille Trauer bis hin zur lichten Hoffnung – ließ das Werk in all seinen Nuancen erstrahlen.

Einen besonderen Akzent setzte der Auftritt des Kinder- und Jugendchors der Göttinger Stadtkantorei im Schlusschoral »Ach Herr, lass dein lieb Engelein«. In einem harmonisch leuchtenden Finale wurde die Dunkelheit durchbrochen – ein musikalisches Sinnbild für die österliche Erlösung, das zugleich die Generationen übergreifende Kraft dieser Musik offenbarte.

Das Publikum dankte dem Ensemble mit langanhaltendem Applaus. Diese Aufführung war mehr als ein Konzert: Sie war ein spirituelles Erlebnis – ein musikalischer Spiegel menschlicher Abgründe und himmlischer Hoffnung, meisterhaft dargeboten von einem Ensemble, das sowohl musikalisch als auch emotional vollkommen überzeugte.

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