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GSO

Eine musikalische Reise in die Finale Fantasie

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Sonderkonzert: »World of Gaming«
von Keanu Demuth, erschienen am 30. April 2024
»World of Gaming« | Manga und Photo: Keanu Demuth

Tapfere Fantasy-Krieger, nordische Götter und draufgängerische Piraten!? All das und mehr gab es am 27.04. in der Stadthalle zu hören und auch zu sehen! Der renommierte Dirigent Eckehard Stier und das Göttinger Symphonieorchester präsentierten ein wahrlich spezielles Sonderkonzert: »World of Gaming«. An diesem Abend nahm das GSO das Publikum mit auf eine musikalische Reise in die Welt der Video- und Computerspiele.

Die Soundtracks und musikalischen Themen von Videospielen sollten nämlich keinesfalls unterschätzt werden! Genau wie in epischen Hollywood-Filmen wie »Herr der Ringe« werden auch Spiele wie »God of War« oder »Assassin’s Creed« untermalt von imposanten symphonischen Klängen. Das GSO erweckte die Spiele-Welten wahrhaftig zum Leben mit der Gaming-Musik und erzeugte ganz unterschiedliche Emotionen und Gefühle beim Publikum. Mal fühlte man sich richtig heroisch und abenteuerlustig bei Brian Tylers »Assassin’s Creed«-Thema, mal wurde es leidenschaftlich und melancholisch bei der Musik von »Final Fantasy« und manchmal fühlte man sich sogar richtig bedroht durch die düsteren Klänge von Olivier Derivières »A Plague Tale«-Soundtrack. Ein besonderes Highlight war außerdem das „Piano Concerto“ von »Final Fantasy«, bei welchem Pianist Benyamin Nuss das Publikum mit seinem virtuosen Klavierspiel regelrecht beeindrucken konnte.

Nicht ohne Grund ertönten die Klänge von Nobuo Uematsus »Final Fantasy«-Musik bei der Eröffnung der Olympischen Spiele 2021 in Tokyo. Ohne ausgefeilte klangvolle Kompositionen wäre es schließlich nur halb so beeindruckend, wenn Protagonist Cloud durch Midgar reist oder der Gott des Krieges Kratos sich durch die eisige Welt von Asgard kämpft. Die Musik in Videospielen macht etwas mit dem Spieler oder der Spielerin: Man wird durch sie motiviert, fühlt sich stärker durch sie und wird durch sie oftmals sehr berührt und traurig. Wie nicht anders zu erwarten, schaffte es das GSO, dieses Spektrum an Emotionen und Gefühlen perfekt zu transportieren.
„Für mich gibt es nur Musik in der Kategorie ‚gute Musik‘, ‚spannende Musik‘ oder Musik, die ihre Geschichte erzählt. Und das ist das Geheimnis, dass ich für diese Musik genauso blühen kann wie klassische Musik,“ erklärt Dirigent Eckehard Stier.

worldofgaming900Damit sich die Besucher:innen noch mehr in die Gaming-Atmosphäre vertiefen konnten, lud das GSO sogar talentierte Cosplayerinnen und Cosplayer wie o_okaru ein, die mit ihren beeindruckenden Fantasy-Kostümen die Stadthalle unsicher machten. Man bekam also nicht nur hervorragende Musik zu hören, sondern konnte auch Fotos und Selfies mit Magierinnen und Kriegern machen! Moderiert wurde das Konzert von Ilyass Alaoui, Journalist mit dem Schwerpunkt Gaming, der interessante Einblicke in die Videospiel-Welten und Game-Soundtracks lieferte und für den ein oder anderen Lacher sorgte. Er gab damit auch einen guten Überblick für Zuschauer:innen, die sich nicht so gut mit Videospielen auskennen.

Für einen fulminanten Auftakt in den Abend sorgte das GSO mit Nobuo Uematsus „Opening Fanfare“, eine Huldigung an die gesamte „World of Gaming“. Sehr laute, schnelle und majestätische Blechbläser erklingen und kreieren eine festliche Stimmung, bei welcher man sich beinahe schon wie auf einem Ritterturnier fühlt. Leidenschaftliche Streicher setzen daraufhin ein und spielen im Wechsel mit den würdevollen und kraftvollen Bläsern. Mit diesen lebhaften und imponierenden Melodien sorgte das GSO, dass man als Zuschauer:in richtig mitfeierte. Durch das „Opening Fanfare“ fühlte sich der Auftakt tatsächlich wie eine Feier an. Mit ihrer prunkvollen ersten Performance zelebrierte das GSO zusammen mit dem Publikum die gesamte Gamingwelt mit ihren Millionen Fans und das Medium Computerspiel als anerkannte Kunstform.

Daraufhin entführte das GSO das Publikum in die Welt der Piraten und Freibeuter: Mit Brian Tylers »Assassin’s Creed IV: Black Flag«-Suite spielte das Orchester das wohl abenteuerlichste Musikstück des Abends. Die Violinen spielen zunächst ein langsames angenehmes Heldenthema, welches daraufhin getragen wird von den Flöten und Holzbläsern. Plötzlich aber beginnen die Streicher dieses Thema erneut zu spielen, nun aber sehr wild, ganz laut und sehr schell! Diese schnellen schwungvollen und heroischen Klänge erzeugen dieses Gefühl von Abenteuer. Hans Zimmers »Fluch der Karibik«-Theme lässt grüßen, denn auch Tylers Stück wirkt wie ein Seemannslied voll von draufgängerischen Halunken! Auf einmal spielen die Streicher anschließend blitzschnell und abgehakt ein Thema, welches an einen wilden Tango erinnert. Bei diesem „Tango“-Thema kann man leicht karibische und lateinamerikanische Züge heraushören. Für noch mehr Nervenkitzel sorgen dazu noch schrille Klaviertöne, bis schließlich wieder das bekannte Heldenthema sehr laut und triumphal zum Schluss einsetzt und das Publikum überwältigt.

Im Anschluss daran schuf das GSO ein ziemlich „spaciges“ Gefühl in der Stadthalle mit dem „Gem’X-Main Theme“ von Chris Hülsbeck. Bei diesem Theme wurde durch den Einsatz des Xylophons der fremdartige und zugleich vertraute computerähnliche 8-Bit-Sound der alten 80er-Videospiele imitiert.

Richtig düster wurde es bei Olivier Derivières »A Plague Tale«-Theme „No Turning Back“. Die Celli spielen hierbei eine sehr tiefe, abgehakte und laute Melodie die plötzlich einsetzt und ganz schnell wieder verstummt. Dieses laute, rasche und kurze Cello-Thema erschreckt und erschlägt den Zuschauer wie eine Wucht! Danach spielen die Violinen ein hektisches, leises und eingängiges Thema, welches wieder von denselben bedrohlichen Klängen der Celli unterbrochen wird. Auch der Einsatz einer Glocke verstärkte die unbehagliche Atmosphäre, bei welcher die Protagonisten vor dem schwarzen Tod, die Pest in Form von anstürmenden Ratten, flüchten müssen!
Nach der Musik zu »A Plague Tale« trat das Publikum in die fantasievolle Welt von »Final Fantasy« ein mit dem „Final Fantasy I-VI: Piano Concerto“, gespielt von Benyamin Nuss. Wie für Nobuo Uematsus Stücke üblich, beginnt auch das Piano Concerto festlich mit einer Fanfare für Trompeten. Anschließend demonstrierte Nuss, wie blitzschnell seine Finger auf den Tasten hüpfen können und eine leise, rasche und mysteriöse Klaviermelodie spielten. Nach einem weiteren ritterlich-klingenden Trompetenabschnitt spielte der Pianist daraufhin eine schnelle und schwungvolle Melodie auf seinem Klavier. Benyamin Nuss ist ein Meister darin, viele unterschiedliche Emotionen mit seinem Klavierspiel auszudrücken. Auch an diesem Abend stellte er dies wieder unter Beweis: Auf die schwungvollen Klänge folgte eine schöne langsame Melodie, die daraufhin immer schneller und dramatischer wird. Nuss haute richtig in die Tasten, damit er das Drama und die Leidenschaft von Uematsus Stücke richtig zum Ausdruck bringen konnte. Auch ein dramatischer und ergreifender Violinen-Soloabschnitt von Natalia Scholz bewegte das gesamte Publikum. Es wurde noch bewegender, als Nuss ein sehr langsames und gefühlvolles Pianosolo ablieferte, bei welcher so mancher Zuschauer im Publikum schon mit den Tränen kämpfen musste.

Schließlich wurde es aber auch sehr mystisch mit Bear McCrearys »God of War Ragnarök«-Stück „Giantess of Ironwood“. Am Anfang hört man zunächst nur Rassel-Geräusche und eine hohe, sanfte und schönklingende Querflöte. Diese mysteriösen Klänge dienen als Einführung in die sagenumwobene und geheimnisvolle Welt von Asgard. Daraufhin ertönte das angenehme, leise und leicht-schnelle Harfenthema. Die sanfte und zugleich starke Ausdruckskraft der Harfe, die Art und Weise wie fein die Saiten gezupft wurden, und dazu noch die zarten Flötentöne ließen das Publikum vollkommen in die nordische Mythologie eintauchen. Das GSO schaffte es nahezu perfekt, die slavische, nordische und mystische Aura von McCrearys Stück einzufangen und zu übermitteln.

Das Göttinger Symphonieorchester zeigte erneut seine herausragenden Qualitäten. Und nicht nur das, es war am vergangenen Samstag somit ein Vermittler für eine Musikgattung, die oftmals belächelt wird. Das GSO machte deutlich, dass Kompositionen in Videospielen sehr komplex sind und in Hinsicht auf Aufbau und Klang den Stücken aus Hollywoodfilmen in Nichts nachstehen. Bei dem außergewöhnlichen Programm konnten alle Stimmgruppen gleichermaßen überzeugen: Wie vom GSO gewohnt gaben die Holzbläser, die Schlagzeuggruppe und die Streicher wieder alles. Hervorzuheben wären vielleicht die Blechbläser, da sie mit den Fanfaren oftmals eine wahrhaft festliche und majestätische Atmosphäre erzeugten. Nicht nur Fans von Videospielen, auch Liebhaber klassischer Musik kamen bei diesen grandiosen Klängen richtig auf ihre Kosten.

Der einzige Wermutstropfen war, dass kein einziges Stück aus »Final Fantasy VII« gespielt wurde, der nicht nur der bekannteste Teil der Reihe ist, sondern auch die markantesten und einprägsamsten Stücke bietet. Nichtsdestotrotz war das Programm sehr vielfältig, da das Orchester mit ihrer Musik eine enorme Bandreite an unterschiedlichen Emotionen ausdrücken konnte und dazu noch die Geschichten der Spiele in Musikform erzählen konnte! Somit bleibt für Gamingfans und Liebhabern außergewöhnlicher Konzerte zu hoffen, dass bald wieder ein Gaming-Konzert von dem GSO auf die Beine gestellt wird, und diesmal vielleicht auch mit der Musik von »Final Fantasy VII«.

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Keanu Demuth

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