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Göttinger Symphonieorchester

Geheimnisvoller Musikabend voller Virtuosität und Leidenschaft zum Märzbeginn

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Symphoniekonzert 3:  »Geheimnisvoll« in der Stadthalle
von Keanu Demuth, erschienen am 03. März 2024
© Manga und Photo: Keanu Demuth

Pure Romantik und geheimnisvolle Klänge zum Märzbeginn, all das und mehr bekam das Publikum vom Göttinger Symphonieorchester am 1. März in der Stadthalle zu hören. Das Symphoniekonzert 3: »Geheimnisvoll« präsentierte zwei hochkarätige Stars aus der klassischen Musikszene, den maltesisch-kanadischen Dirigenten Charles Olvieri-Munroe und den BBC New Generation Artist und Bratschisten Timothy Ridout.

Olivieri-Munroe wird gefeiert für sein Talent und Charisma sowie seiner Fähigkeit, ein vielfältiges Publikum anzusprechen. Dies konnte er zweifellos an diesem Abend demonstrieren: Die Mimik Olivieri-Munroes, seine Gestik und seine Körperhaltung sprechen für sich und verdeutlichten enorm den gewünschten Ausdruck der gespielten Stücke. Nicht ohne Grund tritt er regelmäßig mit großen Orchestern und Opernhäusern auf der ganzen Welt auf wie das Sydney Symphony Orchestra oder der Berliner Oper. Zu Timothy Ridout muss nicht mehr viel gesagt werden: Er gilt als einer der gefragtesten Bratschisten seiner Generation. In dieser Saison tritt der Bratschist mit dem BBC Symphony Orchestra und dem Tokyo Metropolitan Orchestra auf. Ridouts enorm virtuoses Spiel seiner dunkel erklingenden Viola überzeugte restlos das gesamte Publikum bei „Rhapsody-Concerto H.337“ von Bohuslav Martinů.

GSO Geheimnisvoll450Mit purer Romantik aus der Feder Robert Schumanns (1810-1856) eröffnete Dirigent Charles Olivieri-Munroe zunächst den musikalischen Abend. Robert Schumanns „Ouvertüre, Scherzo und Finale E-Dur op. 52“ hat einen leichten, freundlichen Charakter. Schumann schrieb dieses Werk in einer recht fröhlichen Stimmung, es war schließlich das erste Ehejahr mit seiner Frau Clara 1841. Die Ouvertüre startet Andante con moto mit einer dramatischen 17-taktigen e-Moll-Introduktion. Daraufhin folgt der Hauptteil in E-Dur (Allegro) mit einer vereinfachten Sonatensatzform, wobei hier auf eine Durchführung verzichtet wird. Dies erinnert stark an vielen Ouvertüren Rossinis. Auch wird Schumanns Ouvertüre oft mit Mendelssohn Bartholdys „Sommernachtstraum“ verglichen. Alle Stimmgruppen sorgten hier bereits für eine beeindruckende Performance. Vor allem die fröhlich klingenden schnellen Streicher schufen eine feierliche Stimmung und forderten beinahe schon zum Tanz auf! Auch die sanften Klänge der Holzbläser wie Klarinetten akzentuierten den romantischen Charakter des Stücks. Das Publikum lauschte danach gespannt den Klängen des Scherzos (Scherzo vivo) in cis-Moll, welches beherrscht wird von einem einzigen rhythmischen Thema, einem galoppierenden Motiv im Sechsachteltakt.

Das revidierte darauffolgende Finale (Allegro molto vivace) steht wiederum nun in E-Dur und folgt der Sonatenform, diesmal mit Durchführung. Nach einer einleitenden Fanfare mit militärischen Signalen, erzeugt durch die Pauken, erscheint das Hauptthema sofort im Fugato. Das fugenartige markant-rhythmisierte Hauptthema erzeugte eine majestätische Stimmung in der Stadthalle.

Nach diesem festlichen Einstieg hatte Timothy Ridout endlich seinen großen Auftritt bei Bohuslav Martinůs(1890-1959) Werk „Rhapsody-Concerto H.337“. Das 1952 komponierte Rhapsody-Concerto ist eines der am häufigsten aufgeführten Bratschenkonzerte des 20. Jahrhundert. Das Werk ist somit wie geschaffen für Ridouts außerordentlichen Spielfähigkeiten mit der Bratsche.

Bohuslav Martinů, geboren 1890 in Polička, Tschechien, gehört zu den etwas geheimnisvoll bleibenden Komponisten. Versucht man, sich seiner Musik zu nähern, scheint sie auf faszinierende Weise auszuweichen. Sein Rhapsody-Concerto hat nur zwei Sätze. Der erste, Moderato, beginnt in B-Dur, Bohuslav Martinůs bevorzugter Tonart in seinen späteren Werken. Bevor die Bratsche mit einer kantablen Melodie einsetzt, gibt es eine ausgedehnte Orchestereinleitung, bei welchen das GSO viel Eindruck machte. Der Hauptcharakter des Werks bleibt zunächst lyrisch und still, trotzdem boten sich für Timothy Ridout bereits zu Beginn schon viele Momente zur virtuosen Entfaltung. 

Der zweite Satz, Molto adagio, schwankt dann zwischen Es-Dur und es-Moll. Es folgt anschließend eine raschere Passage (Poco allegro), bei welchem Ridout schnell und elegant den Bogen über die Saiten führte. Ridout präsentierte daraufhin eine schlichte, ruhige und prägnante Melodie in F-Dur (Molto tranquillo), bei welcher er richtig leidenschaftlich spielte und so eine dramatische und traurige Stimmung kreierte.

Die Klänge der Bratsche erzeugen dieses Gefühl des Geheimnisvollen. Ridout bringt auf einzigartige Weise viele Emotionen mit seinem Bratschenspiel hervor: Romantik, Leidenschaft, Feuer, Verlust, Trauer. Trotzdem wird nie eine eindeutige Interpretation geboten und es bleibt geheimnisvoll. Jeder Zuhörer erlebt sein ganz eigenes Kopfkino.

Folglich spielt der Bratschist ein sehr schnelles Thema, welches von den anderen Stimmen imitiert wird.  Nach dem schnellen Mittelteil tritt in einer Coda wieder die schlichte, prägnante F-Dur Melodie ein. Die letzten Schläge der kleinen Trommel spiegeln schließlich die Kindheitserinnerungen von Martinů wieder, wie als kleiner Junge trommelnd durch seine Geburtsstadt Polička marschierte. 

Zum krönenden Abschluss spielte das GSO Franz Schuberts (1797-1828) Symphonie Nr. 4 c-Moll „Tragische“ D. 417. Schubert setzt sich in dieser Symphonie mit seinen großen Vorbildern auseinander. Deshalb ähnelt Symphonie Nr. 4 stilistisch an Beethoven. Es ist somit kein Zufall, dass sie in c-Moll steht, der Tonart von Beethovens „Pathétique“ und seiner 5. Symphonie. Ridout schaffte es mit dem Symphonieorchester hervorragend, Schuberts ernste und pathetische Musik zu transportieren.  Die Schubertsche Wendungen sind in diesem Werk klar zu hören, wie im As-Dur-Seitenthema des ersten Satzes oder bei dem überraschenden Tonartwechsel im Andante der Symphonie von As-Dur über f-Moll nach Ces-Dur. Schuberts Anlehnung an Beethoven wird zudem in der langsamen Einleitung des Kopfsatzes und im Menuett in den Wechseln zwischen zwei- und dreizeitigen Rhythmen ganz deutlich. Abschließend spielte das Symphonieorchester das ausgedehnte Allegro-Finale mit einem energischen, an Beethoven erinnernden Hauptthema und vielen melodischen Wendungen. Hier erzeugten die Blechbläser ein würdevolles Gefühl des Triumphs.

Wie nicht anders zu erwarten, demonstrierte das Göttinger Symphonieorchester erneut seine herausragenden Qualitäten. Von Schumann bis Schubert konnten alle Stimmgruppen regelrecht überzeugen. Dazu sorgten Charles Olivieri-Munroe und Timothy Ridout für viel Star-Appeal beim dritten Symphoniekonzert. Olivieri-Munroes charismatischer Auftritt, der frischen Wind brachte und Timothy Ridouts durch und durch virtuoses Viola-Spiel waren gewiss die Höhepunkte dieses Abends! Ein geheimnisvoller Musikabend voller Virtuosität und Leidenschaft, besser konnte der März nicht starten!

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Keanu Demuth

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