Willkommen im Kulturportal vom Kulturbüro Göttingen. 

Hier finden Sie Termine und Nachrichten aus dem Kulturleben der Region. Sie können sich einloggen oder neu registrieren, Ihr Abonnement abschließen oder verwalten, in dem Sie auf das Menü rechts klicken. (Die drei kleinen schwarzen Balken.)
Mit einem bezahlten Abonnement haben Sie Zugang zu allen Texten und Funktionen – und unterstützen die Arbeit des Kulturbüros.

Artikel über das Kunsthaus Göttingen

„Sie haben sich zumindest Mühe gegeben.“

Meyer-Burckhardt (li.) Hoëcker © Keanu Demuth

„Denn sie wissen noch nicht, was sie tun.“ Das dachten sich womöglich auch einige Zuschauer, die sich auf den „experimentellen“ Improvisationsabend von den TV Stars Hubertus Meyer-Burckhardt und Bernhard Hoëcker in der Sheddachhalle eingelassen haben. Und ist das Instrument geglückt? Auf ganzer Linie!

Mit viel Humor, Schadenfreude und einer großen Portion Selbstironie zauberte Comedian Bernhard Hoëcker zusammen mit dem TV-Moderator und -Produzenten Hubertus Meyer-Burckhardt den Zuschauerinnen und Zuschauern ein breites Lächeln aufs Gesicht. Der Improvisationsabend „Denn sie wissen (noch) nicht, was sie tun“ fand am 31. Oktober im Rahmen des Göttinger Literaturherbsts statt.

Das noch ist hierbei entscheidend: Noch wussten weder die Zuschauer noch die beiden Entertainer, wie sich der Abend genau gestalten wird. Zum ersten mal führten Meyer-Burckhardt und Hoëcker dieses Format auf. Es war also in der Tat ein Experiment. Als sie aber die ersten Witze zum Besten gaben und dazu noch ihr Wissen über Göttingen mit dem Publikum teilten, wurde diesem klar: Die beiden wissen genau, was sie tun!

Die Fernsehstars plauderten über den Chanson Göttingen der französischen Sängerin Barbara oder auch über den BG Göttingen und zeigten damit, dass sie ihre Hausaufgaben gemacht haben. „Wenn du es in Göttingen schaffst, schaffst du es überall“, erklärten Meyer-Burckhardt und Hoëcker auf eine leicht sarkastische, aber auch respektvolle und ermutigende Weise.

Die große Stärke des Abends lag darin, dass sich die beiden Entertainer nicht zu ernst nahmen. Schon am Anfang erwähnte Meyer-Burckhardt ironisch, die Presse werde wohl berichten: „Sie haben sich zumindest Mühe gegeben.“ Die Showmen haben sich auf jeden Fall Mühe gegeben, da sie in ihren Witzen Themen zur Sprache brachten, mit denen sich alle wohl irgendwie identifizieren können: Ehe, Sprachen, Serien oder Religion. Nicht jeden Scherz des Abends sollte man sich zu Herzen, da die beiden sich selbst oft genug auf die Schippe nehmen. Die beiden Fernsehstars kennen sich von der Show Kaum zu glauben. Bernhard Hoëcker erzählte beispielsweise, dass er einmal gefragt wurde, ob er in einem Rosamunde Pilcher-Film mitspielen wolle. Er selbst fände sich aber völlig verbraucht. Daraufhin ermutigte ihn Meyer-Burckhardt und versicherte ihm, dass er ein sehr attraktiver und intelligenter Mann sei. Als ihn der Fernsehmoderator aber noch fragte, ob er verheiratet sei, wurde Hoëcker misstrauisch: „Moment mal, meinst du etwa, wir sollen heiraten? Wenn ich meine Frau frage, ob ich Hubertus heiraten soll, würde sie sofort antworten: Ja, bitte!“

Außerdem flirtete Hubertus Meyer-Burckhardt ein wenig und auf amüsante Weise mit dem weiblichen Publikum, als er erwähnte, dass einige Damen hm zugezwinkert hätten und noch etwas „erotisch unterzuckert“ seien. Bei dieser Bemerkung lachten die Zuschauer:innen fast wie auf Knopfdruck und aus vollem Halse. Meyer-Burckhardt erklärte zudem, politisch nun wieder ganz korrekt, dass er den jüdischen Humor sehr möge, da er in einer Zeit der Tragödie entstanden sei, um für Heiterkeit zu sorgen. Ein Highlight war Meyer-Burckhardts Witz über einen chinesischen Kaiser, der mehrere Schwertmeister kleine Fliegen in zwei Hälften schneiden ließ. Als der jüdische Meister aber mit dem Schwert zuhaut, bemerkt der Kaiser: „Die fliegt ja noch!“ Der jüdische Schwertkämpfer antwortet: „Ja, aber beschnitten!“ Da fielen einige der Zuschauerinnen und Zuschauer fast von den Stühlen.

Es folgte ein Ballspiel zwischen den zwei TV-Stars: Der eine erzählte einen Witz oder etwas aus seinem Leben und gab dann das Wort an den anderen weiter. Bei den intensiven Gesprächen der beiden wurde es aber nie langweilig: Mal behaupteten die beiden, dass die Dauer der Ehe wie das Durchhaltevermögen in den Bundesjugendspielen sei, mal erklärte Hoëcker die Kraft der formalen Sprache. Es klinge ja schließlich viel gehobener und besser, wenn man sage: „Er möge mich mal am Hintern lecken!“

Auch über seine Zeit als Höhlenwanderer erzählte Switch Reloaded-Star Bernhard Hoëcker. Gefragt von Meyer-Burckhardt, ob seine Kinder ihn auch auf seine Wanderungen folgten, antwortete er hämisch: „Früher waren die Kinder dabei.“ Sozusagen würden die Kids jetzt noch in den Höhlen feststecken. Auch dieser gemeine Witz erfreute das Publikum sehr. Des Weiteren brachte Hoëcker die Zuschauer:innen besonders zum Lachen, als er Esoterik anhand eines Sofa-Bier-Beispiels erklärte.

„Der wohl einzige Höhepunkt des Abends,“ so Hubertus Meyer-Burckhardt, war aber folgender: Der Fernsehproduzent imitiert „Komissar“ Erik Ode, schaut in sein Weinglas und sagt: „Glaube, so war es abgelaufen.“ Meyer-Burckhardt haut sein Weinglas mit Wucht auf den Tisch und zerstörte damit aus Versehen das Glas. Als der Fuß des Glases abfällt, behauptet er lakonisch: „Morgen wird im Göttinger Tageblatt stehen, das war der einzige Höhepunkt des Abends.“

Gewiss nicht: Es folgten weitere witzige Geschichten über Hoëckers Schulzeit, es folgen Meyer-Burckhardt Ratschläge, um Frauen in verschiedenen Regionen erfolgreich zu umgarnen. Und unliterarisch war der Abend natürlich auch nicht: Neben amüsanten und informativen Buchbesprechungen von Werken wie „Das Pariser Bistro“ gab es zum Schluss noch eine Mini-Lesung von Hubertus Meyer-Burckhardt aus Eichendorffs „Aus dem Leben eines Taugenichts“. Die Message zum Schluss: Geht raus, versucht mit Freude durch schwierige Zeiten zu gehen und hört niemals auf, Freunde wiederzusehen! Für ihren lustigen Auftritt bekamen die zwei Entertainer viel Schlussapplaus.

Kurz: Hubertus Meyer-Burckhardts und Bernhard Hoëckers experimenteller Improvisationsabend hatte eine eindrucksvolle Premiere in der Sheddachhalle. Durch ihre Improvisationskunst und ihre lustigen Einfälle blieb vor Lachen kein Auge trocken. Es bleibt zu hoffen, dass Meyer-Burckhardt und Hoëcker das Format in Zukunft noch weiter ausbauen und verfolgen.

Keine Kommentare

Keanu Demuth

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.