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Händel-Festspiele

Virtuosität ohne Grenzen

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Felix Klieser und das Göttinger Symphonieorchester
von Jasmin D'Amico, erschienen am 25. Mai 2023
Nicholas Milton und Felix Klieser in der Göttinger Universitätsaula | © Photo: Alciro Theodoro da Silva

Wenn Arien auch ohne Gesangsstimme funktionieren und das Publikum nach einer Ode des Streichorchesters zunächst durchatmen muss, bevor es applaudieren kann, ist man wohlmöglich in ein Konzert des Göttinger Symphonieorchesters geraten. 

Am Abend des 24. Mai versammelten sich Musikliebhaber:innen in der eindrucksvollen Aula der Universität Göttingen auf dem Wilhelmsplatz, um einem ganz besonderem musikalischem Ereignis zuhören zu können. Im Rahmen der Händelfestspiele 2023 präsentierte das Göttinger Symphonieorchester - unter der Leitung von Chefdirigent Nicholas Milton – mit einem besonderen Gast, dem Solo Hornisten Felix Klieser, ihre eigene Interpretation des Festspiel-Mottos »Hellas!«.

Das Programm begann mit einer Georg Friedrich Händel gewidmeten Ballettsuite »The Faithful Shepard«, in der das Göttinger Symphonieorchester, zunächst ohne Felix Klieser, eine Leichtigkeit und Freude vermittelte, die auch die Stimmung des Publikums widergespiegelt hat. Die festliche Stimmung wurde durch die im Vordergrund stehenden Streicher erzeugt, die durch die Stimmen der Bläser abgerundet wurden. Im Finale des einleitenden Stückes schwebten die Klänge zu einem sich entfaltenden Crescendo, welches das Publikum in einem lauten Applaus erschallen ließ. Nicholas Milton begrüßte daraufhin kurz die Zuhörer:innen und freute sich auf einen Abend, der die Werke von Händel mit griechischen Klängen verbinden würde und steigerte die Spannung auf den noch auftretenden Gast.

Um dem Motto »Hellas« auch gerecht werden zu können, ging es anschließend mit einem Musikstück des griechischen Komponisten Mikis Theodorakis weiter. Das Stück, welches den Namen »Oedipus Tyrannos« trägt, basiert auf der antiken griechischen Tragödie »König Ödipus« und kombiniert dabei traditionelle, griechische mit modernen Stilelementen, wodurch ein einzigartiger Klang entsteht. Durch die besonders intensive und emotionale Darstellung fühlte man sich in das Geschehen hineinversetzt, was nicht zuletzt an dem großartigen Spiel der Konzertmeisterin Natalia Scholz lag, die durch ihre besondere Hingabe auffiel. Nahtlos ging es dann in eine Ode des Streichorchesters über, die das Publikum in Staunen versetzte.

Nach dieser Achterbahn der Gefühle kam es zunächst zu Stille im Saal. Milton blickte in freudiger Erwartung in Richtung der Eingangstür der Aula und auch beim Publikum stieg die Spannung. Felix Klieser betrat nun unter großem Applaus den Saal, um mit dem Göttinger Symphonieorchester das Konzert Nr. 1,  Op. 11 in Es-Dur von Richard Strauss zu spielen. 

Der aus Göttingen stammende und inzwischen weltweit konzertierende Hornist Felix Klieser ist für sein außergewöhnliches musikalisches Können bekannt. Was ihn jedoch besonders von anderen Solisten unterscheidet, ist die Tatsache, dass er ohne Arme geboren wurde. Trotz dieser körperlichen Herausforderung hat er es geschafft, sich als herausragender Hornist einen Namen zu machen. Seine einzigartige Spieltechnik, bei der er das Horn mit seinem Fuß bedient, faszinierte nicht nur musikalische Experten, sondern auch das Göttinger Publikum am Mittwochabend.

Nach der Pause ging es mit dem von Händel komponierten Stück »Arrival of the Queen of Sheba« aus Solomon weiter, welches ein schwungvolles und königlich klingendes Rondo darstellte und bei den Zuhörer:innen die Vorfreude auf das weitere Programm wachsen ließ.

Einen starken Gegensatz zum intensiven und bedrückenden Stück des griechischen Komponisten Mikis Theodorakis stellen die fünf griechischen Tänze von Nikos Skalkottas dar, die darauffolgend gespielt wurden. Diese umfassten eine Vielfalt von Melodien und Rhythmen, die von dynamisch und wirbelnd bis hin zu traditionell und idyllisch reichen und ein interessantes Zusammenspiel ergaben.

Anschließend betrat Felix Klieser erneut den Saal und brachte das Konzert zum Höhepunkt, wobei er selbst im Mittelpunkt stand. Zunächst stimmte er das Publikum auf die folgenden Stücke ein, indem er davon erzählte, die Idee gehabt zu haben Arien ohne Gesangsstimme und stattdessen mit einer Hornstimme aufzuführen und daraufhin „einfach drauflos spielte“. Ganz im Zeichen von Händel begann Klieser, begleitet von den Streichern des Göttinger Symphonieorchesters, mit der Arie »Ombra mai fu« aus Händels Oper »Serse«, die mit Anmut und zarten Tönen gespielt wurde. Danach folgte die Arie »Stille amare« aus der Oper »Tolomeo«, die auch ohne Gesangsstimme melancholisch und ausdrucksstark beim Publikum ankam. Als letztes präsentierte Felix Klieser die Arie »Lascia ch´io pianga« aus der Oper »Rinaldo« und bekam auf die gefühlvolle Darstellung einen lauten Applaus und Bravo-Rufe, die in der Aula der Universität lange widerhallten. Eine Zugabe war daher nicht wegzudenken. In dieser spielte der Hornist, ganz ohne musikalische Begleitung des Orchesters, ein Stück von Gioachino Rossini, in welchem er sein ganzes Talent noch einmal zum Ausdruck bringen konnte und die Zuschauer faszinierte.

Der Abend des 24. Mai zeigte, dass Musik der Epoche des Barocks mit griechischen Klängen harmonieren kann, sodass das Motto der Händelfestspiele perfekt umgesetzt wurde. Das Göttinger Symphonieorchester zeigte erneut das große Talent ihrer Musiker:innen und wurde durch die inspirierende Anwesenheit des Solo-Hornisten bereichert. Felix Klieser zeigte mit seiner Darbietung an diesem Abend, dass Virtuosität keine Grenzen kennt und entließ die Besucher:innen mit großer Hochachtung vor solch einem einzigartigen Talent.

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Jasmin D'Amico

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