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Literaturhaus

Ein Abend in drei Rondos der Bewegung und Begegnung 

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Heinrich Detering mit dem neuen Lyrikband »An der Nachtwand« zu Gast im Literarischen Zentrum
von Lukas Prießnitz, erschienen am 16. April 2023
Heinrich Detering und Christian Metz im Literaturhaus Göttingen | © Photo: Prießnitz

Nachts durch die Straßen gehen und in Gedanken sein. Menschen aus vergangenen Tagen wiedersehen, mit ihnen reden und debattieren oder einfach still nebeneinander hergehen. Durch die vereinsamten Straßen der ruhigen, dunklen Stadt gehend, die Namenschilder an den Häusern lesend, man kennt sich bereits, weiß wer wo ist. Jede Straße hat ihre eigenen Gedanken und eigenen Begegnungen, die Orte erinnern an Menschen und Erlebtes. Es ist als seien sie wirklich da, also würden sie mit einem sprechen. Ähnlich ergeht es Heinrich Detering, ihm begegnet auf seinen Spaziergängen so manche:r ehemalige Intellektuelle Göttingens, unter anderem der leicht angetrunkene und torkelnde Benjamin Franklin.  

Der für viele als Professor oder Lyriker oder teilweise auch in beiden Formen bekannte Heinrich Detering stellt zusammen mit dem Moderator des Abends Christian Metz im Literarisches Zentrum Göttingen seinen neuen Lyrikband An der Nachtwand vor. Detering möchte seine Gedichte in Kreisen, ja, in gewisser Weise tänzerischer Form, wie Metz anmerkt, vortragen. Sein Lehrmeister und eine Art Mentorgestalt, wie Heinrich Detering ihn beschreibt, der Dichter und Kritiker Harald Hartung riet ihm aus eigener Erfahrung, kleine Sinneinheiten aufzubauen und jene in einer Art Zirkel darzulegen. Hierbei soll demnach das erste Gedicht eines Abschnittes auch gleichzeitig wieder das Ende abbilden, wodurch in kleinen Kreisbewegungen durch ein Themenkomplex dirigiert werden kann. 

Die Entstehung des Lyrikbands An der Nachtwand war für Detering nicht gewiss, betont der Literaturwissenschaftler. Nachdem der Band Untertauchen erschienen war, begann für den Professor eine Zeit des Rückzugs und der Veränderung. Er wollte es dem Protagonisten des letzten Lyrikbändchens gleichtun, untertauchen und sein Leben in ruhigere Gefilde lenken. Gleichwohl führten zwei Lebenskrisen zum Schreiben des neuen Bandes. Ziel war es eine Beleuchtung des Rückzuges abzubilden, aber gleichzeitig eine persönliche Verarbeitung der Krisen qua Lyrik zu vollziehen. Nichtsdestotrotz, betont Detering, stellt der Band kein Protokoll jener Zeit der Verarbeitung dar. Ferner ist dem Lyriker die Vermittlung seiner „Erleichterung“, die er, so erzählt er weiter, mithilfe der Lyrik erlangen konnte. 

Eine Auffälligkeit, die Christian Metz in den Gedichten bemerkt hat, ist die Bemerkung „Es könnte auch anders kommen.“ Wie es wäre, wenn die Dinge anders gekommen wären bemerkt Metz. Es scheine – führt er weiter aus – als sei diese Frage ein bevorzugter Raum des Autors. Viele der im ersten Rondo vorgetragenen Gedichte haben einen Bezug zu historischen Figuren. Auf diese Weise kommt seine Verbindung zur Literatur zum Tragen. „Ich lebe in, von und mit Literatur“, begründet er. Nur durch jenen Bezug zur Literatur ergab sich das Wiederfinden in verschiedenen Daseinsformen erläutert er weiter. Neben den Bezügen zu historischen Figuren beinhalten seine Gedichte christliche und mystische Aspekte, Verarbeitungen, handeln von der Nacht, der Universität und Klausuren. Sie verkörpern so die verschiedenen Persona des Heinrich Detering, wie der Moderator Christian Metz aufzählt. Zwar steht jede Person für sich, nichtsdestotrotz befinden sich alle Personen in dem Band. Neben der Literatur benötigt der Autor für das Schreiben seiner Lyrik, zunächst Erlebnisse, Momente und Situationen über die in den Gedichten geschrieben werden kann oder die Anlass für ein Gedicht geben.  

Seine Begegnungen während der Spaziergänge durch die leeren und ruhigen Gassen der Stadt, begegnet der Lyriker den Menschen in Momenten des Stolperns. Erst durch diese Webfehler, umschreibt Detering jene Situationen, erscheint der Teppich schön. Gedichte, die ihm zu leicht von der Hand gehen oder schon während des Schreibens gefallen, werden meist später wieder verworfen. 

Heinrich Detering gelingt es durch die lebendige und mit seinem ganzen Körper vorgetragenen Art, hingebungsvoll und eindrücklich die Gedichte vorzutragen. Fast beiläufig speist er immer wieder Anekdoten und Erläuterungen in sein Deklamieren ein und erzeugt so ein größeres und deutlicheres Verständnis für seine Zeilen. Die in sich stimmigen Gedichte in Verbindung mit einer durchdachten Moderation gehen fast spielerisch ineinander über. Die unter dem Thema der Aufarbeitung und Abarbeitung stehenden Gedichte transportieren die Motive, werden nichtsdestoweniger mit Humor und Leichtigkeit ergänzt und werden hierdurch für die Leser:innen zugänglich. Auf die Frage, ob es ein Beobachtungsglück für eine schreibende Person gäbe, antwortet Detering, er habe Glück gehört zu werden. Die Zuhörer:innen folgen teils amüsiert teils zustimmend, aber stets gebannt den Ausführungen und bewegenden Gedichten Deterings. 

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Lukas Prießnitz

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