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Theater im OP

Der Duft bleibt

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Ein Nachsinnen der Lesung »(Statt) Blumen zum 8. März« im ThOP
von Larissa Stöpler, erschienen am 09. März 2024
© Photo: Stöpler

Bittersweet – so beschreibt eine Besucherin ihren Eindruck nach der Lyriklesung weiblicher Dichterinnen im ThOP. Es war ein Abend ganz im Zeichen weiblicher* Lebenswelten. Das Publikum hörte Texte aus den letzten 500 Jahren, geschrieben von Frauen. Es sah Frauen, wie sie diesen Worten mit ihren Stimmen Ausdruck verliehen. Es fühlte die teils Jahrhunderte alte Leichtigkeit, Verletzlichkeit, Liebe und Kampfeslust. Schließlich erlebte es eine Darbietung der Unbezähmbarkeit und Vielfalt einer jeden Frau*. Dargeboten von 12 verschiedenen Frauen, schien am Ende doch eine Einheit kreiert, die Mut macht, dass Frauen frei und stark sind, wenn sie ihren eigenen Idee folgen.

Dieser Abend war ein wahres Einzelstück. Am 8. März, dem Weltfrauentag und feministischen Kampftag, wird einmal im Jahr der Scheinwerfer auf Frauen* gerichtet. Es bleibt ein Diskurs, ob es ein Tag ist, an dem gefeiert und genossen wird oder ob es nicht ein Tag ist, an dem politische und feministische Kampfansagen im Mittelpunkt stehen sollten. Was Barbara Korte und Anisha Blanke mit der Organisation dieser Lesung geschafft haben, ist eine sensible Verflechtung beider Facetten.

Die von ihnen und den Darstellerinnen gemeinsam ausgewählten Gedichte spielen mit der Bedeutung von Blumen. Am 8. März werden Frauen Blumen geschenkt. Ein feierlicher, anerkennender Akt – oder doch nur die Manifestation der Fremdbestimmung über Frauen? „I can buy myself flowers“ singt Miley Cyrus und tritt damit eine freche Inspiration für Frauen weltweit los. Auch die Ausgestaltung der Lesung lehnte an diese Symbolik an.

So waren die Gedichte thematisch in verschiedene Sträuße gebündelt, die von Frauen, durch Frauen und für Frauen* darstellerisch übergeben wurden.

Über die verschiedenen lyrischen Themen-„Sträuße“ wurde von Liebe, Kampf um Anerkennung, Lebensideen- und Lebensrealitäten, schließlich feministischer Aktionskraft erzählt.

Der älteste Text kommt aus dem 17. Jahrhundert von Susanna Elisabeth Zeidler. Der aktuellste aus 2022, in diesem Jahr noch überarbeitet von Ninia LaGrande.

Um die Botschaft weiter zutragen und nicht an diesem 8. März zurückzulassen, kann man selbst bei sich im Bücherregal mal nachschauen, wie viele nicht männliche Autor*innen man finden kann. Darüber hinaus auch überlegenswert: wie viele nicht männliche Autor*innen kennt man überhaupt und wie liest man ihre Werke?

Dieser Abend galt der Sichtbarkeit weiblicher* Kunstschaffender. Daher sollen in diesem Sinne auch die Darstellerinnen und Dichterinnen hier namentlich gewürdigt und sichtbar gemacht werden.

Darstellerinnen:
Barbara Korte
Anisha Blanke
Petra Bensaid
Kerstin Boerst
Stephanie Fiedel
Sandra T. Gerhard
Marielene Luise Groß
Rebekka Köcher
Alena Schepelmann
Imke Seidel
Mareike Sprengler
Lisa- Maria Tyroller

Dichterinnen:
Annette v. Droste- Hülshoff (1797- 1848)
Lucy Maud Montgomery (1874- 1942)
Francisca Stoecklin (1894-1931)
Selma Meerbaum- Eisinger (1924- 1942)
Theresa Dahn (1845- 1929)
Maria Luise Weissmann (1899- 1929)
Luise Büchner (1821-1877)
Anna Louisa Karsch (1722- 1791)
Friederike Brun (1765- 1835)
Johanna Ambrosius (1854- 1939)
Sidonie Grünwald- Zerkowitz (1852- 1907)
Hermine Cziglér von Eny- Vesce (1840- 1905)
Mascha Kaléko (1907-1975)
Toni Schwabe (1877-1951)
Marie Eugenie Delle Grazie (1864- 1931)
Susanna Elisabeth Zeidler (1657- 1706)
Emerenz Meier (1874- 1928)
Marie Diergarten (1870- unbekannt)
Taz Alam (1993-)
Ada Lovelace (1815- 1852)
Louise Aston (1814- 1871)
Margarete Beutler (1876- 1949)
Maja Matthey (1872- 1942)
Clara Müller- Jahnke (1860- 1905)
Thekla Lingen (1866- 1931)
Johanna Charlotte Unzer (1725- 1782)
Maria Janitschek (1859- 1927)
Gabriele Wohmann (1932- 2015)
Ursula Krechel (1947-)
Keny Arkana (1982-)
Ninia LaGrande (1983-)

Schließlich gelang es dem Ensemble darzustellen, dass schreibende Frauen eine imposante lyrische Sprengkraft, Finesse und Vielfalt mitbringen. In einer Welt, in der Frauen* immer noch marginalisiert und benachteiligt werden, ist die Sichtbarmachung weiblicher Stimmen ein feministischer Appell an alle Literaturkonsument*innen. Lest mehr Frauen*. Versteht und erlebt, dass Frauen* literarisch den Männern in nichts nachstehen. Lasst weiblichen Perspektiven den Raum, den sie verdienen. Und genießt es.

Bittersweet – es bleibt der Duft von Blumen und Schönheit, es bleibt auch Zorn und Empörung, Trauer und Tatendrang. Es bleibt das Gefühl, dass Frauen schon viel zu lange kämpfen, aber auch die Gewissheit, dass sie weiter kämpfen, bis sie da sind, wo sie sein wollen. 

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Larissa Stöpler

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