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Clavier-Salon

Musik mit allen Sinnen

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Das Nerida-Quartett zu Gast in Göttingen
von Jens Wortmann, erschienen am 18. Februar 2023
Das Nerida-Quartett im Clavier-Salon Göttingen | © Photo: Wortmann

Im Clavier-Salon Göttingen lädt Gerrit Zitterbart immer wieder junge Künstler:innen zu Konzerten ein. Dabei sind regelmäßig auch Kammermusikensembles. So war jetzt das international besetzte Nerida Quartett zu Gast.

Ein moderner Konzertflügel hat etwas 230 Saiten für die 88 Töne. „Heute Abend können wir hören, dass man auch mit 16 Saiten schöne Musik machen kann“, gibt Gastgeber Gerrit Zitterbart zur Begrüßung augenzwinkernd zum Besten. Diese 16 Saiten verteilen sich an diesem Abend auf die Violinen von Saskia Niehl und Nevena Tochev, auf die Viola von Grace Leehan und das Cello von Alma Tedde. Die vier jungen Damen über Schule und Hochschule kennengelernt und haben das Nerida Streichquartett gegründet. Nach der Gründung im Jahr 2018 gab es im letzten Jahr an der Viola den Wechsel zu Grace Leehan.

Saskia Niehl (Jahrgang 1996) studierte Violine in Freiburg und Berlin und zurzeit in Hannover in der Soloklasse Geige. Parallel ist sie an der Georg-August-Universität für Sinologie eingeschrieben – ist aber natürlich weiterhin musikalisch aktiv.

Auf dem Programm stand Musik von Joseph Haydn, Carl Nielsen und Felix Mendelssohn Bartholdy.

Joseph Haydn (1732–1809) komponierte über 70 Streichquartette, mit denen er diese wichtigste Gattung der Kammermusik gleichsam begründet hat. Mit dem sogenannte „Reiterquartett“ aus dem Opus 74 starteten die vier jungen Musikerinnen in den Abend – und zeigten sofort ihr großes musikalisches Können. Von der typischen Leichtigkeit der Musik Haydns ist hier nur noch wenig zu spüren, diese 1793 entstandenen Quartette zeigen eher symphonische Züge, die Musik klingt schon fast romantisch. Zugleich gibt der Komponist aber den Interpreten Raum zur Entfaltung. Vor allem die erste Geige mit Saskia Niehl kann im wunderschönen Largo ihr großes Können an Ausdruck und Technik beweisen. Ihre Kolleginnen an den anderen Pulten stehen ihr um nichts nach.

Geblieben ist in dieser Musik Haydns Vorliebe zu Überraschungen: unerwartete Tonartwechsel, Modulationen und Wechsel der Klangfarben, Dissonanzen sind immer wieder zu hören.

Dieses Überraschungsmoment findet sich auch in der Musik von Carl Nielsen (1862–1918) wieder. Der dänische Komponist ist eher für seine Lieder und für die sechs Sinfonien bekannt. Aber zu seinem Werk gehören auch vier Streichquartette, von denen das vierte in F-Dur op. 44 auf dem Konzertabend des Nerida-Quartetts stand. „Wir müssen sehen, dass wir von den Tonarten wegkommen“, wird Nielsen zitiert. Davon hat er in diesem Quartett reichen Gebrauch gemacht. Daher klinge diese Musik „bisweilen etwas seltsam“, wie Saskia Niehl zur Einführung anmerkte. Wenn aber diese Tonartwechsel oder Tonart-Auflösungen sowie die vielen anderen Überraschungsmomente derart überzeugend gespielt werden, wirkt die Musik überhaupt nicht „seltsam“, sondern vielmehr leicht, entspannt und beschwingt. Hier atmet haydnscher Geist, fast mehr als in Haydns spätem Quartett. 

Zum Abschluss erklingt das Streichquartett Nr. 3 D-Dur op. 44 Nr. 1 von Felix Mendelssohn Bartholdy (1862­–1847). Dieses 1838 entstandene Werk ist eigentlich ein verkapptes Violinkonzert. Im ersten und im Trio des Menuetts dominiert eindeutig die erste Violine. Bescheiden moderierte Saskia Niehl das Stück an: „Wir mögen vom heutigen Programm vor allem den dritten Satz dieses Streichquartetts. Denn hier trete die zweite Violine in den Vordergrund“. In der Tat, das tut sie, und Nevena Tochev gestaltete ihren Part im Andante expressivowunderbar elegisch.

Beachtenswert im Zusammenspiel aller vier Musikerinnen ist das Zusammenspiel. Es ist perfekt aufeinander abgestimmt, immer wieder werden Themen und Einsätze an die Kollegin übergeben – und immer wieder huscht ein lächelnder Blick von einer zur anderen. Es ist schön, dass der intime Raum des Clavier-Salons die Möglichkeit gibt, die Musik mit allen Sinnen zu erfahren.

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Jens Wortmann

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