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Claviersalon

Das Instrument macht die Musik

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Gesprächskonzert mit Gerrit Zitterbart am 17.03.2023
von Sophia Schultze, erschienen am 23. März 2023
Gerrit Zitterbart am Englischen Kastenklavier im Clavier Salon | © Photo: Schultze

Mit seinem Gesprächskonzert zur As-Dur Klaviersonate op. 110 von Ludwig van Beethoven gab Gerrit Zitterbart nicht nur einen tiefen Blick in das Schaffen Beethovens, sondern auch eine faszinierende Perspektive darauf, wie sehr die Musikinstrumente, auf denen ein Werk gespielt wird, Einfluss auf die Musik haben können.

Gesprächskonzert – Was bedeutet das? In diesem Zusammenhang handelte es sich um ein Konzert mit begleitendem, geschichtlichen Hintergrund, Erklärung und Analyse des Stückes und einen Einblick in die Mechanik von Klavieren, vorgetragen vom Pianisten selbst, Gerrit Zitterbart. Der Abend begann mit einer kurzen Einführung der Entwicklungsgeschichte des Klaviers am Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts, der Schaffenszeit Beethovens; wie die Mechaniken zweier Europäischer Instrumentenbauer Schulen – der Englischen und der Österreichischen – zu deutlich unterschiedlichem Spielgefühl und Spieltechniken führte und wie Beethoven zuerst im Jahre 1803 in Kontakt mit einem ihm bis dahin unbekannten Modell der Englischen Schule kam und daraufhin erstmals andere Kompositionstechniken ausprobieren konnte. Vierzehn Jahre später erhielt er dann erneut die Gelegenheit, auf einem Englischen Flügel zu spielen und zu komponieren. Auf diesem Flügel entstand auch die As-Dur Klaviersonate op. 110. Besagtes Instrument besaß nicht nur englische Mechanik, sondern auch einen tieferen Ambitus, was die Sonate ebenfalls kompositorisch beeinflusste.

Nun spielte Gerrit Zitterbart die Sonate zum ersten Mal am Abend, zuerst auf einem Englischen Kastenklavier von John Broadwood & Sons von 1821, dem Jahr der Fertigstellung der Sonate. Der Klang des Klaviers war hell und kraftvoll, andererseits allerdings auch etwas schnarrend. Den klanglichen Charakteristika des Instruments geschuldet schien das Klavier einen nur begrenzten Umfang dynamischer Bandbreite zu besitzen, was die sanfteren Passagen beinahe nicht sanft genug werden ließ. Doch wie Herr Zitterbart anfangs erklärt hatte, war dies vermutlich Beethovens Intension. Es ging ihm darum, rohe Emotion und volles Ausschöpfen der musikalischen Möglichkeiten des Instruments auszukomponieren. 

Der ersten Darbietung der Sonate folgten eine Erklärung und Analyse des Stückes, gespielt auf einem Carl Bechstein Flügel aus Berlin von 1890 mit Wiener Mechanik. Bereits durch die ersten gespielten Noten wurde klar, wie sehr die Gegebenheiten des ausgewählten Instruments den Klang eines Stückes beeinflussen können. Der Klang war klarer, weniger schnarrend, und sanfter. Es war im Timbre deutlich zu hören, dass dies der Klang eines moderneren Flügels war. Auf diesem Instrument gab Gerrit Zitterbart nun einen analytischen Einblick in die Sonate. Er erklärte, wie das Quarten Thema des ersten Satzes sich im Fugenthema des letzten Satzes wiederspielte. Wie dieses Thema sich tatsächlich durch alle Sätze der Sonate zog. Nicht nur durch den ersten Satz mit seiner simplen, doch sehr effektiv eingesetzten, akkordischen Melodieführung und seiner vielfältigen Verwendung und Entwicklung von Ideen, sondern auch durch den zweiten Satz, das Scherzo, das von unkonventioneller Rhythmik geprägt war, den klagenden dritten Satz und wie es schließlich zum Fugenthema wurde. Und schließlich erklärte er, wie sich in den höhen und tiefen des vierten Satzes scheinbar Beethovens stetiger Kampf mit schweren Krankheiten widerzuspiegeln schien. Damit endete der erste Teil des Abends.

Der Pause folgte dann nach einer kurzen Darbietung des Einflusses der Sonate auf spätere Kompositionen – sowohl auf Beethovens eigene als auch auf die anderer Komponisten – die zweite Darbietung der Sonate, diesmal auf einem Wiener Flügel aus unbekannter Manufaktur von 1825. Und abermals wurde deutlich, wie sehr das Instrument den Klang eines Stückes beeinflussen konnte. Der Klang war nuancierter und sanfter, der dynamische Ambitus größer, die Basstöne voller und die sanften Passagen emotional geladener. Des Weiteren war die klangliche Transparenz vor allem in der Fuge des letzten Satzes deutlich höher, was die einzelnen Stimmen der Fuge deutlicher hervortreten ließ und dadurch ein gänzliches klangliches Erlebnis bildete. 
Rundum bildete das Konzert nicht nur einen spannenden geschichtlichen Einblick in das Schaffen Beethovens, sondern auch eine faszinierende Lektion über die Welt der Klaviermechanik.

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Sophia Schultze

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