Die DC-Superhelden machen zurzeit die Kinos unsicher. Vor ein paar Monaten lief »The Flash« in den deutschen Kinos und nun läuft auch der Superhelden-Film »Blue Beetle« im Cinemaxx Göttingen. Beide Filme sind eng mit dem Batman Universum verbunden.
Aus diesem Anlass haben wir einen besonderen Gast interviewt: Carl Newman, auch bekannt als Balletbat1989. Newman ist professioneller Tänzer und er war das Batman Movement Double in dem legendären »Batman 1989« Film von Tim Burton. Der Profitänzer war das Movement Double des Batman Hauptdarstellers Michael Keaton, er war also Batman himself.
Carl Newman hat viele Szenen im Batman-Kostüm übernommen, um dem Charakter Eleganz zu verleihen und ihn mystisch und athletisch wirken zu lassen. In vielen der ikonischsten Szenen des Films ist nicht Hauptdarsteller Keaton zu sehen, sondern Newman im Batman-Kostüm. Wir haben mit ihm über seine Performance als Batman Movement Double gesprochen und haben ihn auch über seine Arbeit als Tänzer in Deutschland und in Projekten wie »Pet Shop Boys – Der Film« gefragt.
Hallo Carl, schön dass du hier bist. Kannst du uns zunächst etwas mehr über deine Zeit als Batman Double in dem berühmten Tim Burton Film von 1989 erzählen?
Newman: Danke, ich freue mich sehr! Ja, viele Leute denken, dass in vielen ikonischen Szenen ausschließlich Keaton im Batman Anzug zu sehen ist. Es ist für mich sehr besonders, dass ich nun die Möglichkeit habe, mehr Licht ins Dunkel zu bringen und mehr Aufschluss über den Film geben kann, in dem ich involviert war. Und ich denke viele Leute werden erstaunt sein zu erfahren, wenn man Batman zum ersten Mal im Film sieht, dass ich es bin als Batman.
Richtig, vielen Leuten ist nicht bewusst, dass du in vielen Szenen in die Rolle des Batman geschlüpft bist. Wie hast du die Rolle bekommen?
Newman: In dem Film gibt es verdammt viele „In Between“-Szenen, die ich übernommen habe. Ich war professioneller Tänzer und ich bin in allen Disziplinen ausgebildet. Ich habe zunächst klassisches Ballett und Contemporary Ballet gelernt. Später habe ich dann einen kommerziellen Weg eingeschlagen. Ich war in einem Top Performing Arts College außerhalb von London. Dort wurde alles gelehrt wie Jazz oder Schauspielen und natürlich auch Ballett. Dies gab mir ein richtig gutes Training, welches für meinen späteren Lebensweg sehr wichtig werden würde. Ich habe in verschiedenen Medienbereichen wie Film, Fernsehen, TV-Werbungen und Theater gearbeitet.
Zum Glück hatte ich damals einen guten Agenten in London. Und dann wurde ich kontaktiert von der Filmcrew in den Pinewood Studios und sie sagten mir, dass sie jemanden für den neuen »Batman« Film suchen. Sie brauchten jemanden, der die Lücke zwischen dem Batman Stuntman Sean McGabe und Michael Keaton füllt. Ich ging also sofort zu den Pinewood Studios und habe den First Assistant Director Derek Cracknell getroffen. Nach ein paar Wochen haben sie mich zurückgerufen und ich hatte endlich die Chance vor Tim Burton zu stehen! Er ist einfach sehr freundlich und bodenständig!
Und konntest du dann endlich den legendären „Batsuit“ anziehen und in Aktion treten?
Newman: Ja, ich habe dann zum ersten Mal den Anzug angezogen und war voll aus dem Häuschen! Ich habe auch das freundliche Team in der Garderobe getroffen wie Vin Burnham, der die Maske modelliert hat. Ich war im Kostüm und sie fuhren mich in einem kleinen Golfbuggy und zu der Kulisse von Gotham City. Tim wollte sehen, was ich alles im Kostüm anstellen konnte. Ich bin also herumgesprungen und habe sämtliche Bewegungen ausprobiert, die mit dem Kostüm möglich waren. Und glücklicherweise wollte er, dass ich bleibe. Ich habe elf Wochen am Set gearbeitet, es war unglaublich!
Ja wirklich! Du hattest vorher die erste Szene erwähnt in dem du als Batman erscheinst, und Batman allgemein zum ersten Mal im Film auftritt. Diese Anfangsszene, in welcher du deine Fledermausflügel ausklappst, hatte einen großen Einfluss auf den Charakter, auch in späteren Filmen und Videospielen. Wie fühlt es sich an, über deinen tiefen Eindruck zu hören, den du in der Popkultur hinterlassen hast?
Newman: Es ist einfach wundervoll und unglaublich über die Parallelen zwischen meiner Performance und späteren Inkarnationen von Batman zu hören. Bis heute erzählen mir viele Leute und Fans von dem Einfluss und Eindruck, den ich hinterlassen habe. Davon zu erfahren ist einfach erstaunlich, verblüffend und auch sehr rührend!
Ich war ursprünglich in den ersten drei Sichtungen von Batman zu sehen am Anfang des Films. Die allererste Szene wurde rausgeschnitten, als ich zwischen den Wasserspeier-Gargoyles gehockt habe. Es war zwar etwas unbequem, aber ich fühlte mich unglaublich in dieser Pose! Das, was ich mit meiner Pose, meinem Körper, und mit meinen Bewegungen gemacht habe. Ich fühlte, dass etwas Magisches passierte, als ich die verschiedenen Movements ausführte! Und die Crew sagte mir, dass es Klasse aussieht!
Dann kam die Szene, in welcher ich leise mit dem Bat-Cape lande und hinter den Räubern stehe. Und dann kann man mich sehen, als die Räuber nach hinten schauen und ich mein Cape öffne! Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, dass dies die ersten essenziellen Batman-Shots waren. Und viele Fans haben mir gesagt, dass dies ihre Lieblingseinstellung im Film ist. Ich denke, dies liegt an dem Einfluss und dem tiefen Eindruck. Und diese Szene ist auch ziemlich einzigartig gestaltet. Batman gleitet sehr elegant, mystisch und geheimnisvoll. Schließlich landet er weich ohne ein Geräusch von sich zu geben.
Deine Batman Performance ist also sehr elegant, würdevoll und athletisch. Regisseur Burton brauchte also ein sportliches Double, das diese athletischen Szenen von Batman übernehmen konnte und somit die „Lücke füllen“ würde. Wie war es nun in diesem schweren Kostüm zu arbeiten, diese schnellen und leisen Bewegungen auszuführen und damit die „Lücke“ zu füllen?
Newman: Der Charakter ist sehr facettenreich. Er ist sehr geheimnisvoll und geht sehr leise vor. Und dann ist er auch sehr stark und agil wie ein Topathlet. Und hier kam ich ins Spiel. Im Film war auch der fantastische Stuntman Sean McGabe zu sehen. Sie merkten aber, dass zwischen McGabes und Micheal Keatons Performance etwas fehlte, also eine Lücke war. Und hier konnte ich viel zum Charakter beitragen, weil ich gut im Rennen und Springen war.
Wir wissen, das Kostüm war sehr schwer, eng und schränkte die Bewegung ein. Auf mich hatte der Anzug aber nicht diese Wirkung. Ich dachte nur, dass dieses Kostüm einfach sehr beeindruckend ist. Als ich in dem Anzug steckte, fühlte ich mich beinahe unbesiegbar und glaubte ich könnte alles tun. Es war aber eine Herausforderung, mit dem Kostüm in das Batmobile-Auto zu hüpfen. Viele Leute sind sich nicht bewusst, wie schwierig es ist, in etwas reinzuspringen und dies elegant in einer flüssigen Bewegung darzustellen. Ich konnte also alle Dinge miteinbringen, die ich gelernt und gesehen habe, wie auch Bruce Lees Arbeit. Lee war immer sehr geschmeidig und ich wollte auch sehr geschmeidig wirken. Ich musste also das Cape wegdrücken und in einem Wusch in das Batmobile-Cockpit hüpfen.
Meine Philosophie ist, du brauchst Geschmeidigkeit und Eleganz! Große Muskeln in den heutigen Superhelden-Filmen sehen zwar gut aus, du darfst aber nicht zu steif wirken! Und darauf bin ich stolz, dass meine Bewegungen mit dem Cape sehr geschmeidig und flüssig geworden sind.
Das ist wahr! In den Batmobile Szenen hast du oft der weiblichen Hauptdarstellerin Kim Basinger geholfen, aus dem Auto zu steigen, richtig?
Newman: Das ist korrekt! Man weiß, wie gutaussehend sie damals war und jetzt immer noch ist. Ich war begeistert von ihren vorherigen Werken. Deshalb war es für mich ein besonderes Erlebnis in unmittelbarer Nähe viel mit ihr zu interagieren und ihr bei den Movements zu helfen.
Das glauben wir! Durch Social Media bekommst du nun auch mehr Anerkennung für deine Arbeit als Batman. Was ist das für ein Gefühl?
Newman: Einfach ein wunderbares Gefühl! Ich war nie jemand, der um Aufmerksamkeit buhlte. In der Covid-Pandemie habe ich meiner Familie geholfen und dann einen Blick auf meine alten Fotos geworfen. Anschließend habe ich Beiträge in Wiki-Fandom veröffentlicht und dies war der Katalysator. Viele Fans sagten mir nun, du bist der, nachdem wir gesucht haben. Du bist das fehlende Puzzleteil, der „Missing Link.“ Dann kamen tolle Podcasts und Interviews, die die Tür für mich öffneten. Jetzt wissen viele: Das ist Carl, der viele Sequenzen als Batman gemacht hat, wir wollen mehr wissen. Es folgten Fan Arts und es schön zu wissen, dass ich einige Leute inspirieren konnte. Ich sage gerne zu den Leuten: „Verlier nie den Fokus und mach das, was dir Spaß macht!“
Kommen wir nun auf deine Arbeit als Tänzer in Deutschland. Würdest du deine Erfahrungen mit uns teilen?
Newman: Gerne! Ich habe mehrere Male in Deutschland gearbeitet. Es waren großartige Erlebnisse, weil man sich gut um uns Tänzer in Deutschland kümmerte und unsere Shows auch gut aufgenommen wurden. Ich erinnere mich noch an das letzte Mal als ich in Deutschland war: Ursprünglich haben wir die Show in Barcelona gemacht. Es waren Shows im großen Stil: Wir hatten zum Beispiel Stuntfahrer, Aerial Artists und Tänzer. Dann wurde entschlossen, die Show in einer leicht abgespeckten Form nach Deutschland zu bringen. Und glücklicherweise, war ich einer der Tänzer, den sie behalten haben.
Ich fuhr dann nach Bremen und Nürnberg. Ich liebe die deutsche Architektur und es war einfach ein besonderes Erlebnis Deutschland! Ich bin fasziniert von Architektur und in Deutschland gibt es diese erstaunlichen Gebäude! Mein Choreograf zu der Zeit war weltberühmt und hat an vielen Theaterstücken und Musicals gearbeitet wie »Mamma Mia« oder »The Boy from Oz«. Er wurde angeheuert, um die Shows sehr spektakulär für das Publikum zu gestalten. Ich war Teil der Shows und ich erinnere mich gern an diese Zeit. Die Zuschauer:innen mochten die Art und Weise, wie wir die Produktion gestaltet haben.
Um was für eine Art von Shows handelte es sich hierbei?
Newman: Diese Shows waren für Autofirmen in Deutschland. Ich war auch Performer in der »Frankfurt Car Show«. Dies war ein weiteres tolles und aufregendes Event! Ich habe für eine Production Company in London gearbeitet. Zu dieser kamen dann die Autofirmen und haben nachgefragt, ob wir eine Show auf die Beine stellen können. Und dann wurden Künstler aus der ganzen Welt versammelt wie Tänzer, Choreographen oder Soundtechniker. Diese Events waren einfach phänomenal und sensationell!
Großartig! Du warst aber nicht nur in diesen Car-Shows als Tänzer zu sehen, sondern auch in Musik Videos oder Filmen wie »Pet Shop Boys – Der Film«. Kannst du mehr darüber erzählen?
Newman: Ja! Wir hatten eine Szene, in welcher wir zu dem »Pet Shop Boys«-Song „Rent“ tanzten. Auch hier haben wir mit einer Weltklasse Choreografin gearbeitet, Arlene Phillips. Sie war die Haupt-Choreografin bei dem Musik Video „I Wanna Dance with Somebody“ von Whitney Houston. Außerdem war sie auch involviert in den »Monty Python«-Filmen. Ich hatte das Glück, mit ihr zu arbeiten.
Die Location ist ein zentrales Element für jeden Film und hinterlässt immer einen enormen Eindruck. Dies wissen wir auch von »Batman«. Wir filmten in einer alten Zuckerraffinerie im East End von London. Es wirkte sehr „industriell“ und „metallisch.“ Es war unglaublich das Musik Video dort zu filmen. Die Choreografie war brillant und körperlich herausfordernd. Wir haben angefangen zu filmen, und dann hatten wir einer der schlimmsten Stürme zu der Zeit. Das Set wurde etwas zerstört und wir mussten unsere Kostüme in einem Trailer-Wagen wechseln. Wir filmten die Nacht durch. Dies zeigt finde ich auch das Engagement der Leute, die an dem Film gearbeitet haben. Es war schlimm die Schäden am Set zu sehen. Aber es ist ein schönes Gefühl zu wissen, das wir das Projekt verwirklichen konnten und wir unseren Beitrag für »Pet Shop Boys – Der Film« leisten konnten. Das Endprodukt ist schließlich fantastisch. Leider waren die »Pet Shop Boys« nicht vor Ort, ich habe sie aber bei einer anderen Gelegenheit getroffen.
Kommen wir noch ein letztes Mal zum Thema „Batman“ zurück. In dem 2023-Film »The Flash« kehrt Michael Keaton als Batman zurück. Was hältst du von dem neuen Film?
Newman: Der Film war ein Spektakel und Michael war wieder fantastisch als Batman. Natürlich war der Kinofilm gut gemacht, aber ich wünsche mir eine bessere Balance zwischen CGI und Live-Action Performance. Vielleicht könnte man etwas sparsamer mit visuellen Effekten umgehen und stattdessen wieder mehr auf Doubles und Performance durch echte Schauspieler setzen. So würden sich die Zuschauer:innen vielleicht noch mehr verbunden fühlen mit dem Geschehen. Nichtsdestotrotz war »The Flash« ein guter Film, der viele Anspielungen auf unseren ursprünglichen »Batman 1989« Film hatte.
Was kann man von dir in Zukunft noch erwarten?
Newman: Ich denke, das nächstes Jahr zum Jubiläum von »Batman 1989« etwas passieren könnte. Warner Bros., die Produktionsfirma von »Batman«, hat sich mit mir in Kontakt gesetzt und vielleicht kann ich wieder in das Batman-Kostüm schlüpfen auf die eine oder andere Weise. Mit dem Fotografen Shane Hicks habe ich privat kürzlich auch fantastische Fotos im Batsuit gemacht.
Mein Wunsch ist es halt, wieder den Anzug anzuziehen und die Fans und Leute zu treffen. Vielleicht bei Q&As, auch mit Michael Keaton. Ich gehe übrigens diesen Sonntag auf eine Convention in London, bei welcher sie ein Replica vom 89-Batmobile ausstellen.
Ich hoffe ich kann mehr Leute treffen, die Leute ein bisschen inspirieren und wieder Spaß haben in dem unglaublichen Kostüm und dem Batmobile!
Viele Dank für deine Zeit und Antworten – bleib gesund!
Das Interview führte Keanu Demuth
»Batman« ist digital und auf Blu-ray/ DVD überall erhältlich. »The Flash« erscheint am 14. September auf Blu-Ray/ DVD und ist jetzt digital erhältlich. »Blue Beetle« jetzt im Kino. © Warner Bros.
Mehr über Carl Newman auf: https://www.balletbat1989.com/
Instagram: https://www.instagram.com/balletbat1989/?hl=de (balletbat1989 - Carl Newman)
Instagram: balletbat_collective1989
Teil 2: