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Café Bar Dots

Grandiose Pop-Musik im Doppelpack

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FIORA & »Ich war das Klavier« live im Börnerviertel
von Keanu Demuth, erschienen am 22. August 2023
© Manga von Keanu Demuth

Eine charmante Band, die das Publikum gerne traurig macht und eine junge Sängerin, die „kein Bock hat auf Normalo sein.“ Am 20. August gab das Dots die Bühne frei für zwei einzigartige Deutsch-Pop Musik-Acts, die ihresgleichen suchen: Die dreiköpfige Band »Ich war das Klavier« und FIORA, eine aufstrebende Singer-Songwriterin aus Göttingen. Während »Ich war das Klavier« sehr bewegende Lieder und Melancholie vom Feinsten präsentierte, stellte FIORA einen Kontrast dar und sang verspielte German-Pop Songs, die zum Tanzen animierten.

Nach anfänglichen Sound-Check-Problemen ging es endlich los mit dem Open Air Doppelkonzert im beschaulichen Börnerviertel. Mit ihrer rauchigen und kräftigen Stimme eröffnete »Ich war das Klavier«-Sängerin Verena Schölgens das Live-Konzert. Zusammen mit ihren Bandmitgliedern Jann Engel am Cello und Christian Giersig am Klavier konnte sie schon zu Beginn die Herzen der Zuschauer:innen erobern. „Es ist so leicht, wenn du nicht da bist/ Es ist so schwer, wenn du nicht schreibst,“ ein Wechselbad der Gefühle, das Verena Schölgens mit ihrer einzigartigen Stimmfarbe vermittelte. Die schnellen und gefühlvollen Klavierklänge von Christian Giersig und das melancholische und zugleich wunderschöne Cello-Solo von Jann Engel untermalten das bittersüße Gefühl hervorragend und berührten auf Anhieb das Publikum. Neben Eigenkompositionen ist die Band zudem bekannt für ihre neu-interpretierten 80er-Jahre-Cover.

„Wir sind »Ich war das Klavier«, und wir machen die Leute gerne traurig,“ so stellte sich die Göttinger Band vor. Diese Prämisse konnte die Gruppe regelrecht erfüllen. »Ich war das Klavier« schaffte einen erstklassigen Balanceakt zwischen Trauer und Freude, Schönheit und Melancholie. Dies lag zum einen an den eleganten und bezaubernden Cello- und Klavier-Einlagen von Jann Engel und Christian Giersig. Das Zusammenspiel beider Musiker war einfach fantastisch und sie schafften es, eine melancholische Stimmung zu erzeugen, die wieder in Leichtigkeit und Anmut überging. „Ich will den Klang packen und will, dass er zu dem wird, was er sein soll,“ erzählt Engel. „Einfach nicht nachdenken und fühlen. Dann passiert es.“ So beschreibt der Cellist, wie der einzigartige Stil der Band entsteht. Natürlich wäre »Ich war das Klavier« unvollständig ohne die großartige Stimme von Verena Schölgens. Eine richtig markante rauchige Gesangstimme, mal leise und zerbrechlich, mal richtig laut und kräftig. „Wir werden eins mit dem Klang ihrer Stimme, und unsere Instrumente sind dann die Verlängerung. Es entsteht ein absolutes Wohlgefühl,“ erklärt Pianist Giersig. Dieses melancholische Wohlgefühl hat es in sich und kommt in eigenkomponierten Songs wie „Heavy“ oder „Boys for Pele“ richtig zur Geltung. „Boys for Pele“ ist ein Song über Schölgens Zeit in Ostfriesland. In dieser Zeit hat sie oft ein Album namens „Boys for Pele“ gehört von der berühmten Künstlerin Tori Amos. Schölgens zitiert sozusagen aus dem Amos-Song „Horses,“ welcher auf diesem Album zu finden ist. Eine sehr kreative Hommage an die weltberühmte Sängerin. Tori Amos ist neben Künstlern wie Prince das große Vorbild der Band. Ihre Liebe für 80er Songs zeigten die Musiker gekonnt in wunderbaren Covern der Prince-Songs „Purple Rain“ und „Nothing compares 2 U“ oder bei dem U2-Cover „One.“ Hier konnte Schölgens richtig zeigen, wie viel Kraft in ihrer Stimme steckt und erreichte hohe Töne. Diesen 80er-Jahre-Songs drückte die Band ihren eigenen Stempel auf und kreierte melancholische Arrangements, die man so wahrscheinlich nur an diesem Abend hören konnte.

Nach dem gelungenen Auftritt von »Ich war das Klavier« startete schließlich der zweite Musik-Act des Abends und FIORA trat mit ihrer Band auf die Bühne. FIORA tritt erst seit Kurzem mit dem Gitarristen Simon, dem Bassisten Antonin, und Alexander John am Keyboard auf. Fürs Schlagzeug hat sich FIORA den Drummer David zur Verstärkung geholt. Vereint bildeten die fünf eine unschlagbare musikalische Einheit, die großartige Deutsch-Pop Songs aufführten. Die Sängerin und Frontfrau schreibt zudem alle ihre Songs selbst. „Es ist einfach Klasse! Mit der Band kann ich meine Vision von den Liedern verwirklichen! Ich bastle sonst immer elektronisch, aber mit der Band kann ich richtige Pop-Songs schaffen, wie ich sie mir vorgestellt und gewünscht habe.“ Diesen Pop und Rock Sound gab FIORAs Songs definitiv noch den letzten Feinschliff, besonders auch durch das virtuose E-Gitarrenspiel des Bandmitglieds Simon. Er spielte oft improvisierte Gitarrenriffs und -solos, auf welche so mancher berühmter Rock-Gitarrist stolz wäre. Gepaart mit FIORAs angenehm sanfter Stimme kreierten die Musiker zusammen einzigartige Pop-Songs und stellten dies gleich am Anfang unter Beweis. „Ich hab kein Bock mehr auf Normalo sein,“ ein verspielter Refrain den FIORA mit ihrer ruhigen und anmutigen Stimme dem Publikum vorgesungen hat. „Ich drücke in meinen Songs oft meine innere Gefühlswelt aus. Ich will Gefühle vermitteln, die nicht nur ich, sondern auch andere Menschen fühlen und will damit zeigen, dass man sich nicht allein fühlen muss mit diesen Gedanken.“ FIORAs Motivation können sicherlich viele nachvollziehen. Jeder von uns wünscht sich schließlich einmal, sein Leben zu verändern und nicht nur das tun zu müssen, was andere für normal halten. Das ist wahrscheinlich auch die große Stärke von FIORAs Liedern: Mit ihren Texten sagt sie das, was viele selbst auch empfinden und aussprechen wollen. Dazu kommen noch der chillige Rhythmus und ihre sanfte verträumte Stimme und schon ist ein Ohrwurm gelungen. Auch die Wortwahl „Kein Bock“ und „Normalo“ sorgen für einen frechen und verspielten Touch, der viele junge Zuhörer anspricht. Auch in weiteren Songs wie „Denkst du was ich weiß“ oder „Warum studiert man Medizin“ vermittelte FIORA eine heitere und gelassene aber auch leicht rebellische Stimmung. „Du bist noch nicht gut genug“ ist ein weiterer „catchy“ Refrain im erstgenannten Lied, den man so leicht nicht aus dem Kopf bekommt. Auch mit diesem grandiosen Song kann man sich sofort identifizieren, da jeder mal genug von all der Nörgelei und Kritik hat und man einfach STOP sagen will. Und bei dem Song „Warum studiert man Medizin,“ der an FIORAs Studiengang gerichtet, kreiert die Band einfach einen coolen Beat, bei dem das Bein automatisch mithüpft. Emotional wurde es bei dem Song „Zuhaus“ bei welchem FIORA selbst Akustikgitarre gespielt hat. Diesen Song hat FIORA für einen guten Freund geschrieben, der Göttingen verlassen musste. Es geht also darum, loszulassen. Hier zeigte die junge Sängerin, dass sie auch zu Tränen rührende Balladen performen kann. Dieses traurige Gefühl hielt aber nicht zu lange an und bei dem Lied „Beton“ heizte FIORA mit ihrer Band die Stimmung richtig an. Die Musiker spielten einen Beat zum Mitklatschen und Mittanzen. Es dauerte nicht lange, bis viele Zuschauer:innen vor die Bühne gingen, um zu diesem sorgenfreien und unbeschwerten Song zu tanzen. Besonders FIORAs bezaubernde Stimme trug viel zu dieser heiteren Atmosphäre bei. „In dem Club seh ich nur dein Gesicht/…hab dich nicht gehört du musst näher kommen/ ich will die Falten unter deinen Augen sehen, wenn du lachst.“ Dieser Refrain lädt den Zuhörer regelrecht dazu ein, mitzutanzen. Ein phänomenaler Song und fantastisch performt von der Band.

Diese freudige Stimmung dauerte sogar noch bis zum Schluss an, als FIORA mit der Band ein überwältigendes Cover von „Nur ein Wort“ spielte. Hier gab Simon noch mal alles und lieferte zum Schluss ein meisterhaftes Gitarrensolo ab.

Einfach grandiose Pop-Musik im Doppelpack: Das Open Air Livekonzert im Dots mit Ich war das Klavier und FIORA war ein Musikerlebnis der Extraklasse. Ein Fest für die Ohren, bei dem die Zuschauer:innen berührt und zum Tanzen motiviert wurden. 

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Keanu Demuth

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