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Gandersheimer Domfestspiele

Gemeinsam sind wir laut, frech und wild

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Die Abenteuer von Robin Hood 
von Tina Fibiger, erschienen am 15. Juni 2023
Robin Hood | © Gandersheimer Domfestspiele

Klar, dass es manchmal ein bisschen turbulent zugeht, wenn Englands bester Bogenschütze und der beste Stockkämpfer des Landes gegen einen macht- und geldgierigen Prinzen zu Felde ziehen. Gerade hat ihm das freundschaftliche Gespann mal wieder eine Schatulle abgejagt, um die Goldstücke unter den Armen zu verteilen, die ständig mit weiteren Steuern drangsaliert werden. „Eine kleine Rauferei am Morgen vertreibt Kummer und sorgen“ witzelt Rudi Klein. Sein Robin Hood macht seiner Räuberbande mal wieder mit guter Laune und frechem Mundwerk Mut, um dem königlichen Gierschlund endlich das Handwerk zu legen. Zum Auftakt der Domfestspiele mit „Robin Hood“ wird so viel Mut auch immer wieder mit Szenenapplaus gefeiert, während sich das Kinder und Familienstück von Dramaturgin Jennifer Traum und Regisseurin Jennifer Traum in ein wunderbar turbulentes Theaterabenteuer verwandelt.

Witz und Fantasie gehören an diesem Nachmittag einfach dazu und auch viel spielerisches Vergnügen, um auch die königlichen Steuereintreiber immer wieder auszutricksen. Rudi Klein und Johannes Krimmel als ebenso aufmunternder Gefährte Little John haben mit Tuck (Sven Olaf Denkinger) und seiner couragierten Tochter Scarlett (Noraleen Amhausend) freundschaftliche Verstärkung an ihrer Seite. Auch Marian (Eva Paulina Loska) empört sich mehr und mehr über die Raffgier ihres königlichen Onkels. Da hat die Sheriffin von Nottingham (Lucille Mareen Mayr) mit ihren beiden Schergen Eins (Bas Timmers) und Zwei (Stefan Stara) trotz großer Klappe oft ziemlich schlechte Karten. Manchmal genügt trotz großem Gerangel und viel Getöse bereits ein spontaner Fußtritt, damit die Steuereinnahmen nicht in der königlichen Schatulle landen. Erst recht nicht der Geburtstagspenny, den Tuck seiner Tochter geschenkt hat. 

Mit dem königlichen Thronräuber, der als legitimer Vertreter seines Bruders Richard Löwenherz von unermesslichem Reichtum und Weltmacht schwärmt, ist allerdings auch nicht zu spaßen, es sei denn für das Publikum. Das demonstriert Paul Schaeffers Prinz John bereits mit seinem ersten Auftritt. Bühnenausstatterin Paulina Barreiro hat für den Sherwood Forest zwei mobile Stellwände mit Waldmotiven collagiert, die jetzt auseinandergeschoben werden, damit nicht nur der rote Teppich ausgerollt werden kann, sondern auch ein gold-glänzend veredelter Einkaufswagen für große Lasten. Auf dem thront eine Gestalt in zünftiger Robe und mit ganz vielen Klunkern, hat den gekrönten Kopf in die Goldtalerschatulle vergraben, quengelt nach mehr und lutscht auch mal am Daumen wie ein verzogener Kindskopf.

Zum Fürchten ist dann eher die Stimme des größenwahnsinnigen Plünderers, wenn sich die Waldkulisse wendet und auf der Rückseite die Motive eine Großstadtmetropole mit Finanzkapitaltürmen abgebildet werden. Der optische Verweis auf den kapitalen Größenwahn verträgt sich durchaus mit dem Mythos um den sagenhaften Robin Hood – und das in einer aktuellen Lesart, die auch im Text angesprochen wird. Der Widerstand der jugendlichen Heldengemeinschaft im Sherwood Forrest wird schließlich nicht nur mit Pfeil und Bogen und Stöcken sondern vor allem mit Worten und Argumenten ausgetragen, bei denen ihnen Tim Müller als Troubadour Alan auch musikalisch zur Seite steht, wenn er nicht gerade als Scherge Drei eine ziemlich umtriebige Marian vergeblich zu bewachen versucht. Auf ein mutiges „wir sind laut und wir sind frech und wir sind wild“ verständigen sich Robin Hood und seine Gefährten in den Arrangements von Ferdinand von Seebach gerne und auf ihre Vision: „Die Zukunft liegt in unseren Händen.“

Die fiesen Tricks der Gegenseite durchschauen sie natürlich. Und so geht der Plan, den treffsicheren Helden bei einem Bogenschützenturnier zu enttarnen schief und wird zu einem abenteuerlichen Duell um den goldenen Pfeil. Auf der Bühne werden zwar die Bögen gespannt, aber ohne Pfeile. Stattdessen postiert Bas Timmers seine Eins jetzt in bester Wilhelm Tell-Manier mit Luftballons auf einer Scheibe und lässt sie bei jedem Treffer platzen. Bei seinem Kollegen Zwei Stefan Stara platzen sie dann auf dem Helm, wenn Robin Hood die Treffsicherheit der Sheriffin toppt. 

Damit ist Prinz John zwar immer noch nicht endgültig mattgesetzt. Aber Jennifer Traum und Sarah Speiser haben in ihrer Bühnenfassung noch eine weitere Überraschung auf Lager. Robin will nicht länger mit Waffen um Gerechtigkeit kämpfen und jetzt, wo Marian als jugendliche Herrscherin die königliche Schatztruhe freigibt, bekommen Prinz John und sein Gefolge endlich eine sinnvolle Aufgabe. Das Schloss muss schließlich mal geputzt werden und bei den Bauern gibt es auch reichlich zu tun. 

Laut und frech und wild und mit ganz viel Trampelapplaus wird das Schauspiel-Team umjubelt, das mit so viel Enthusiasmus, Witz und Spielfreude erzählt, wie sich ungerechte Verhältnisse gemeinschaftlich aushebeln lassen und dass dabei neben Mut auch ganz viel Fantasie im Spiel ist.

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Tina Fibiger

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