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Macht mehr Musik!

Compagnia buffo im Göttinger Apex | © Photo: Feige

Normalerweise ist das Altenheim GREND e.V. Essen-Steele ein Ort der stillen Sinnlichkeit. Nicht aber für den eigensinnigen Altenheimbewohner Bachmann und Gräfin Natalia Pawlowa. Diese sind nämlich die diesjährigen Veranstalter:innen einer Weihnachtsfeier, die mit schamloser Obszönität auf das heilige Fest einstimmt. Der rote Faden: ein Adventskalender, der mit dem reichhaltigen Repertoire der Theaterkunst überrascht. Dabei wird sich von der klassisch gefühlsbetonten Aufmachung einer weihnachtlichen Atmosphäre verabschiedet, und an dessen Stelle tritt ein buntes und heiteres Ambiente. Damit die Weihnachtsfeier unvergesslich und urkomisch wird, haben sich die beiden Insassen nämlich nur von den besten Geschichten passend für die Weihnachtszeit inspirieren lassen!

Mit der Öffnung eines jeden Türchens führen die Schauspieler:innen Willi Lieverscheidt und Angela Gülck von der Theatergruppe Compagnia Buffo auf vielfältige Art und Weise die komplexe Theaterpraktik des Spiels im Spiel vor. In ihren Primärfiguren der Gräfin und des Altenheimbewohners präsentieren diese vom albernen Kasperletheater, über das Spiel mit Masken, bis zum schaurigen Schattentheater allerlei kleine einstudierte Stücke.

Besonders bemerkenswert ist hier das nuancierte Schauspiel der Darsteller:innen. Immer wieder fallen diese aus ihren sekundären Rollen der erzählten Geschichte heraus, agieren auf der primären Ebene des Altersheims, um dann wieder in eine Interaktion auf der sekundären Ebene einzusteigen.

Egal in welcher Rolle – die Interaktion zwischen den Darsteller:innen sorgte beim Publikum für Begeisterung. Die Dialoge überzeugen vor allem durch charmanten und gleichsam amüsanten Humor. Anstößigen Themen wie dem exzessiven Alkoholkonsum und dem Echauffieren über Marias unmögliche Schwangerschaft werden dabei charismatisch etabliert. Die konsequente Ironisierung der dem Stück nach oft zu ernst genommenen Weihnachtszeit schafft eine denkwürdige Komik, die aber keineswegs von der gehaltvollen und sinnreichen Grundidee des Theaterstücks ablenkt.

Das Herzstück der Aufführung ist die Musik. Mit der warmherzigen Einbindung der restlichen Insassen des Altenheims - dem Publikum - entstand ein spontanes Orchester, das traditionelle Weihnachtsklassiker wie »Oh du Fröhliche« auf eigensinnige Weise reininterpretierte. Musiziert wurde dabei aber gewiss nicht mit Instrumenten, sondern die Akustik abgenutzter Handwerkzeuge und Alltagsgegenstände diente dem Konzertieren. Die dynamisch erzeugte Disharmonie hat hierbei paradoxerweise den tiefgründigen Zweck, an die Rückbesinnung auf Harmonie in der Weihnachtszeit zu erinnern. 

Mit ihrer humoristischen Auslegung typischer Weihnachtsgeschichten wie der von Joseph und Maria, die nach Betlehem kommen, konfrontieren die Darsteller:innen in jenem intendierten Sinne das Publikum mit der fundamentalistisch philosophischen Frage nach dem wahren Grund des Weihnachtsfestes. Die Forderung dabei: macht mehr Musik!

Zum großen Finale wurde das 6. Türchen geöffnet, das mit einem Puppenspiel über die Geburt von Jesus faszinierte. Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Joseph und den heiligen drei Königen sowie der Engel, der von der unorthodoxen Musik eines Heulschlauchs begleitet wurde, sorgten auch nach zwei Stunden vergangener Spielzeit im Publikum immer noch für schallendes Gelächter.

Merklich hinterlassen haben das Ende mit dem altherkömmlichen Krippenspiel und die Spiegelung der Vorweihnachtszeit durch die kleinen Adventsstücke bei den Zuschauer:innen vor allem eines: Vorfreude auf und den Glauben an ein schönes Weihnachtsfest.

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Antonia Fiege

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