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„Ganz ruhig Kinder, Sarah ist da!“

© Manga: Keanu Demuth

Am Abend des 28. Juli wurde das Publikum im ThOP erneut zum Mittäter: Im Rahmen des »Improv Summer Madness« führte Improsant erneut »Ein Mord ohnegleichen« auf, ein improvisierter Krimi im Stile von Agatha Christie, bei welchem die Zuschauer:innen selbst wieder die Vorgaben für die Darsteller gemacht haben.

Auf Zuschauerwunsch wurde die schrullige alte Dame Sarah Short, hervorragend gespielt von Charlotte Kaletsch, die Ermittlerin des Abends, ganz ähnlich wie Angela Lansbury in »Mord ist ihr Hobby«. Dank dem einfallsreichen Publikum wurde sie im wahrsten Sinne des Wortes eine Schnüfflerin, sie konnte alles meilenweit aus riechen. Daneben sollte der Butler eine Affäre mit der hübschen Hausbesitzerin haben, das Opfer musste gemäß dem Publikum einer Sekte angehören und dann schließlich auch noch durch eine Lebensmittelvergiftung sterben. Die Darsteller konnten all diese und weitere lustige Wünsche der Zuschauer:innen erfüllen.

Das Schauspielteam Improsant ist dafür bekannt, den Plot im Sinne des Publikums zu improvisieren und haben auch an diesem Abend wieder richtig abgeliefert. Die komischen Einfälle der Zuschauer bauten die Darsteller perfekt in ihre Krimikomödie mit ein. Das Opfer starb wirklich an einer Lebensmittelvergiftung, einem vergifteten Käse. Den Hinweis, den das Publikum wählte, einen Zahnstocher, konnte die Detektivin mit quietschiger Stimme schon riechen. Die lustige hohe Stimmlage von Charlotte Kaletsch als Sarah Short sorgte für viele Lacher bei den Zuschauern. Für ihre lustige Performance wurde sie frenetisch gefeiert. Aber auch die anderen Darsteller wie Beatriz Beyer als Sektenanhängerin und Mordopfer Betty oder Thius Vogel als verliebter Butler Alexander konnten in ihren Rollen richtig glänzen und viele lustige Momente schaffen. Zusammen haben alle Darsteller aus den Einfällen der Besucher:innen einen schlüssigen und vor allem einen humorvollen Krimi spontan kreiert.

improv mord photo900„Es ist wichtig, dass alles bei uns spontan ist. Wenn es immer das Gleiche und halbabgesprochen wäre, hätte es keinen Reiz,“ erklärt Schauspielerin Kaletsch. „Es macht uns viel Freude, jeden Abend eine andere Rolle zu spielen. Es hat viel Reiz für uns als Schauspieler,“ verrät ihr Kollege Thius Vogel dem Kulturbüro. „Da wir keine Vorgaben haben, müssen wir den Charakter also selbst ergründen und in uns selbst finden.“ Diese Freude der Darsteller am Improvisieren und Schauspielen konnte man als Zuschauer vollkommen sehen. „Die Sarah Short als alte Detektivin wird es nur heute ein einziges Mal geben. Ich mag es schrullige alte Damen zu spielen und als Ermittlerin die Fäden in der Hand zu halten,“ sagt Sarah-Darstellerin Kaletsch. „Besonders der Comic Relief in vielen meiner Szenen hat mir sehr gefallen. Dass ich als Schnüfflerin im wahrsten Sinne des Wortes überall rumgerochen habe und einen traurig-lustig-Kontrast in vielen Dialogen einbauen konnte, hat viel Spaß gemacht. Wenn ich zu einer weinenden Darstellerin frohe oder lustige Worte sagen kann, funktioniert der Gag viel besser.“ Diese Comic Relief Gags haben richtig gesessen: Als Marilyn, gespielt von Lynn Ostersehlt, erfährt, dass ihre Freundin tot ist und weint, befragt Sarah Short die weinende Frau und sagt humorvoll „ich muss dich wohl nicht fragen, wie ist dir geht.“ Und als Sarah eine weitere Trauernde fragt was los sei und als Antwort bekommt „jemand ist gestorben“ reagiert sie daraufhin lustig mit „oh richtig.“ Die Großmutter-Detektivin sagt zu den anderen Akteuren daraufhin auch noch mit schriller Stimme richtig mutig „Ganz ruhig Kinder, Sarah ist da!“ Da konnten sich viele Zuschauerinnen und Zuschauer kaum noch halten vor Lachen.

Neben dem Humor kam aber der Detektiv-Flair nicht zu kurz. Üblich für Agatha Christie Romane und Verfilmungen wird das Opfer bei einer stürmischen Nacht in einer Villa ermordet. Das Gewitter wurde effektvoll erzeugt durch die aufblitzenden Scheinwerfer und dem dunkelblauen Licht auf der Bühne. Auch die Idee, dass der Krimiautor Abraham Christie, dargestellt von Lukas Liebich, das Publikum nach Einfällen für seinen Roman fragt, war echt genial. Zudem war die Musikuntermalung von Liebich richtig stimmungsvoll und man fühlte sich dadurch Mitten im Krimifilm. Die Auflösung des Mordes war ebenfalls sehr kreativ und krimitypisch gestaltet: Sarah Short erklärte mehrere Szenarien, in welchen jeder einzelne Verdächtige einmal das Opfer getötet hat. So gab es einen ständigen Szenenwechsel zwischen der Befragung der Verdächtigen und dem Abend des Mordes. Die Schauspieler veränderten ihre Position blitzartig, sodass ein nahtloser Übergang kreiert wurde, besser hätte es das Team von Improsant einfach nicht machen können.

„Ich bin ein echter Krimi- und Agatha Christie-Fans,“ erzählt Darstellerin Beatriz Beyer, die gleichzeitig auch für die Inszenierung verantwortlich war. Die Liebe zum Genre hat man als Zuschauer:in wirklich gespürt. „Wie in Christies Romanen gibt es bei uns zunächst ein typisches Treffen aller Akteure in der Villa, wo jeder jeden kennenlernt. Und dann gibt es natürlich die Schnüfflerin, die die Detektivarbeit praktisch als Hobby macht, in unserer heutigen Aufführung also Sarah Short.“ Auch auf das Setting, eine viktorianische Villa im England der Siebziger Jahre wurde geachtet. Die Bühne war voll mit Möbeln und Requisiten aus den Siebzigern wie Lavalampen, die Akteure trugen Kostüme die an die Disco-Ära erinnerten und es wurde auch auf Ereignisse aus dieser Zeit eingegangen, wie der tragische Bloody Sunday.

Mit ihrem Humor, ihrer Improvisationskunst und ihrer Liebe zum Detail konnte Improsant erneut für einen weiteren gelungen Theaterabend im ThOP sorgen. Mit »Ein Mord ohnegleichen« schuf das Team einen weiteren ausgezeichneten Teil ihrer »Improv Summer Madness«. 

Weitere Vorstellungen von Improsant im ThOP folgen am 03. & 04.08 mit »Aufbruch nach Improvia« und am 05.08. mit »Werwölfe: Die Show«.

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Keanu Demuth