26. Juli bis 7. September 2025
Künstlerhaus
Kunstverein Göttingen
Mélodie Mousset und Ittah Yoda »Flanieren im Symbiozän« – Aktives Terrain No3
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TERRA DIASPORA ist das Leitmotiv des Kunstvereins Göttingen 2024-2025. Angesichts fundamentaler Verwerfungen im Zusammenleben von Natur und Mensch, steht TERRA DIASPORA für eine Welt im Aufbruch; für ein Terrain, welches seinen Bewohnenden zunehmend fremd wird und für eine Erde, auf der die Menschen zu Fremdkörpern werden. Es ist eine Erde in der Fremde, eine Terra Diaspora.
Nachdem der erste Teil der Programmreihe TERRA DIASPORA – WELTEN WANDELN im Jahr 2024 zeitgenössischen Formen fantastischer, figurativer Kunst nachging; lautet TERRA DIASPORA – AKTIVE TERRAINS das aktuelle Motto des Kunstvereins für das Jahre 2025. Als zweiter Teil der umfassenden Ausstellungsreihe TERRA DIASPORA werden hier die fundamentalen Verwerfungen im Verhältnis von Natur und Mensch in unserer Gegenwart anhand realer geographischer Fallbeispiele und der schöpferischen Reaktion von Kunstschaffenden genau auf diese Zustände in Göttingen gezeigt und diskutiert. Auch dieses Jahresprogramm wird vom Kurator Stephan Klee mit den beteiligten Kunstschaffenden, sowie nahstehenden Kuratorinnen entwickelt und betreut.
Im Sommer 2025 zeigen die Künstlerin Mélodie Mousset und das Kunstduo Virginie Ittah und Kai Yoda in der ersten Etage des Künstlerhauses Göttingen ein multimediales Terrain, welches die Besuchenden umgibt und viele Sinne anspricht, inklusive dem Tast- und Geruchssinn. Angesiedelt sind die ineinander fließenden Installationen zwischen den Ursprüngen der Höhlenmalerei bis hin zu virtuell erzeugbaren Landschaften, eingespielt über VR–Brillen. Eine der Kernarbeiten bildet die Installation HanaHana der Schweizer Französin Mélodie Mousset. Diese seit Jahren wachsende, interaktive Virtual – Reality Erfahrung bietet den Gästen die Möglichkeit mit Hilfe von Controllern durch verschiedene virtuelle Landschaften zu wandeln, während sie diese aktiv gestalten und damit neu generieren. Die Freiheit, Schönheit und Sicherheit in HanaHana fühlt sich bemerkenswert an, und eröffnet eine komplett digital erzeugte Alternativ–Welt, einen materialfreien „Safe Space“ der besonderen Art. Der Simulationsraum von HanaHana wird in ein weit greifendes Ausstellungsdesign des französisch-japanischen Kunstduos Ittah Yoda eingebettet sein. Die Beiden arbeiten zusammen an der Verknüpfung von Bildhauerei, Malerei und Installation mit technisch avancierten Medien wie LED Screen, Virtual Reality und Augmented Reality. Für diese verschränkten Räume zwischen greifbarer Materialität und digitaler Vision haben die beiden den Begriff Symbiozän geprägt und sie verstehen ihre Projekte durchaus als utopische Entwürfe einer nachhaltigen Symbiose von ökologischen Kreisläufen und Technologie.
Thematisch betrachtet bietet diese Ausstellung eine innovative Auseinandersetzung mit der bildgebenden Kultur europäischer Menschen im Umgang mit der sie umgebenden Landschaft. Beide Positionen verbindet als Inspirationsquelle die Faszination für die Höhlenmalereien von Lascoux und Chauvet u.a., also die ersten dauerhaften Bilder der Bewohnenden eines Gebietes. Man kann diese frühen Zeugnisse als ein Akt der Selbstvergewisserung, als eine dauerhafte Zeugnislegung der eigenen Existenz, als eine visuelle Archivierung der Mitgeschöpfe oder auch als kultische Kommunikation mit der Umwelt begreifen. All das sind Impulse, welche das Kunstschaffen seit jeher vorantrieben. Inspiriert von diesen archaischen Zeugnissen kultureller Selbstermächtigung, gehen sowohl Ittah Yoda als auch Mélodie Mousset in ihren Werken u.a. der Frage nach: „Wie läßt sich die Spezifik eines Gebietes heutzutage verkörpern?“ – „Oder wie lassen sich auf der Basis unserer Kulturgeschichte eventuell ganz neue imaginäre Terrains erschaffen?“ In ihrer freien, eher assoziativen Forschung lösen sie sich dabei im Vergleich zu anderen konzeptuelleren Positionen des Jahresprogramms TERRA DIASPORA – AKTIVE TERRAINS weitgehend von realen geografischen Gegebenheiten. Sie verhandeln Begriffe wie „Landschaft“, „Ort“ und „Erzeugung“ mehr im Dialog mit der anthropologisch-kulturellen Aneignung dieser Thematik durch die Menschen im Laufe der Kulturgeschichte. Es geht also mehr um die Ideen von Landschaft als um aktuelle, real stattfindende geografische Umwälzungen in der Zuspitzung des Anthropozäns. Damit ergänzt diese Ausstellung das Jahresprogramm nicht nur um wichtige Aspekte, sondern schlägt auch den Bogen zu den phantastischen und surrealistischen Tendenzen des Jahresprogramms 2024 TERRA DIASPORRA – WELTEN WANDELN.
Neben unseren verlässlichen Träger-Institutionen befähigt dieses Mal besonders die zusätzliche Unterstützung durch die Stiftung Niedersachsen und das Institut Français das Team des Kunstvereins dieses Ausstellungskonzept auf technischer und künstlerischer Höhe der Zeit in Göttingen angehen und umsetzen zu können.
https://fabbula.com/artists/hanahana-by-melodie-mousset/
Eintritt frei
Ort:
Künstlerhaus
Gotmarstraße 1
37073 Göttingen
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