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Händel-Festspiele

Eine neue Dimension des Konzerterlebnisses

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Concert in the dark 
von Jasmin D'Amico, erschienen am 28. Mai 2023
»Concert in the Dark« in der Göttinger Lokhalle | © Photo: Alciro Theodoro da Silva

In einer Welt, die von Reizen dominiert wird und in der unsere Sinne oft von einer Überflutung an Eindrücken überwältigt werden, ist es oft schwer, sich auf seine einzelnen Sinne zu konzentrieren. Unsere Fähigkeit zu sehen, zählt zu den wichtigsten Sinnen, die das Leben begleiten. Er schützt vor Gefahren und hilft den Alltag zu bewältigen. Doch was passiert, wenn man diese Fähigkeit bewusst für einen Abend aufgibt und sich von Klängen und Schwingungen durch den Abend führen lässt? Diese Erfahrung konnte man am Abend des 27. Mai um 21 Uhr in der Göttinger Lokhalle im Rahmen der Händelfestspiele beim »Concert in the dark« machen.

Gespannt warteten die Besucher:innen vor der Lokhalle auf den Beginn des Konzertes und fragten sich, was wohl auf sie zukommen würde. Denn viele Informationen konnte man zu dieser Veranstaltung nicht finden. Dies war jedoch auch genau so geplant. Die Zuhörer:innen sollten ganz unvoreingenommen und ohne jegliches Wissen um das Programm den Abend erleben können. Nachdem man die Lokhalle betreten hatte, begann die ganz zum Thema »Hellas!« passende kurze Odyssee, um seinen Sitzplatz zu finden. Damit man sich ganz auf seinen Hörsinn konzentrieren konnte, bekamen die Besucher:innen eine Augenmaske, die sie noch vor Betreten des Konzertsaals aufsetzen sollten. Danach wurde man in kleineren Gruppen von Helfer:innen langsam zu seinem Platz geführt. Die Stimmung war heiter und es wurde viel gelacht, da die kleine Reise zum Sitzplatz in einer Art Polonaise stattfand, bei dem man seinem Vordermann eine Hand auf die Schulter legte. Nachdem alle auf ihren Plätzen angekommen waren und sich schon die ersten Veränderungen des Hörsinns bemerkbar machten, begann das Konzert.

Zunächst eröffnete Shawn Grocott - von dem auch das Konzept des Abends stammte - mit einer kurzen Einleitung den Abend. Dabei ging er wissenschaftlich auf die Vielschichtigkeit des Hörsinns ein, der deutlich mehr Facetten zeigen würde als der Sehsinn. Er zitierte dabei auch Teile aus dem Buch »Nada Brahma: Die Welt ist Klang« von Joachim-Ernst Berendt und verdeutlichte damit, dass die Welt uns eine Vielzahl an Klängen schenkt und man nur bereit sein müsse, diese wirklich wahrzunehmen.

Die ersten Töne, die erklangen, stammten von Bläsern, auf die eine Flöte folgte. Aus den unterschiedlichsten Ecken des Saales hörte man Instrumente, die ganz im Zeichen der Festspiele ein Musikstück von Georg Friedrich Händel spielten. Die Musiker:innen nutzen die Größe des Saales und bewegten sich frei im Raum, um die Zuschauer, die im Kreis um die zentral gelegene Bühne saßen, auf ihre Sinne zu fokussieren.

Nachdem man sich daran gewöhnt hatte, nur die Ohren benutzen zu können, konnte man die Darbietung einiger großer Ensembles wie zum Beispiel »World Brass« oder »La Camerata Chromatica« genießen. Auch der Kammerchor Athen oder Solisten wie der Flötist Erik Bosgraaf oder der Gitarrist Wolfgang Meyer waren Teil dieses Erlebnisses, indem sie ihr Können unter Beweis stellten. 

Besonders beeindruckend war innerhalb des Programmes die von Händels Wassermusik inspirierte Improvisation. Neben Wellengeräuschen und imitierten Walgesängen, wurde auch ein aufkommender Regenschauer erzeugt. Durch die verbundenen Augen konnte man sich anhand seines Gehörs in eine andere Welt hineinversetzen, die mal träumerisch und idyllisch, aber auch bedrohlich wirken konnte. Zum Ende wurde Händel durch eine moderne Version von »Thine be the glory« geehrt, bei denen die Solisten als auch »World Brass« Heiterkeit und Freude ins Publikum bringen konnten und zu einem runden Abschluss führten.

Das »Concert in the Dark« eröffnete eine neue Dimension des Konzerterlebnisses. Den Zuhör:innen wurde schnell klar, dass es bei diesem Konzert nicht um die einzelnen Musikstücke ging, sondern vielmehr um das Erlebnis dahinter und die Wahrnehmung, die geschaffen wurde. Es war eine transformative Erfahrung, die uns lehrte, dass Musik nicht nur gesehen, sondern vor allem gehört und gefühlt werden sollte. Es lud uns ein, uns von unseren gewohnten Wahrnehmungsmustern zu lösen und uns auf eine Reise der Klänge und Emotionen einzulassen. Es war auch ein Appell, uns von den Augenbinden unserer Vorurteile und Erwartungen zu befreien und uns auf eine einzigartige musikalische Reise einzulassen, bei der das Hören im Mittelpunkt stand, um Musik in ihrer reinen Essenz wahrzunehmen.

Jasmin D'Amico

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