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Händel-Festspiele

Kammermusikalische Raritäten

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Café George mit einem „FOG-Quintett“
von Tina Fibiger, erschienen am 24. Mai 2023
Mitglieder des FOG im Café George im Forum Wissen | © Photo: Fibiger

Für einen Nachmittag im »Café George« formiert sich das Festspielorchester Göttingen (FOG) zur Abwechselung in kleiner Besetzung. Kammermusikalisch lässt sich auch auf diese Weise durch die junge Geschichte des Orchesters flanieren, das seit 2006 in Göttingen das Festivalpublikum begeistert. Mit Violine und Cello, Violoncello da spalla, Fagott und Theorbe hat sich das „FOG-Quintett“ auf kammermusikalischen Raritäten verständigt, die sich für diese spontane Besetzung arrangieren lassen. Zum Beispiel auf ein Klangabenteuer mit dem „Concerto in g“ des böhmischen Komponisten Johann Anton Reichenauer und mit einer Entdeckung aus dem Werk des französischen Geigenvirtuosen und Komponisten Jean-Marie Leclair und der a-Moll Violinsonate Nr. 5. 

Aber zunächst durchstreifen Christoph Timpe, Kathrin Sutor, Klaus Bundies, Roda Patrick und Theodoros Kitsos mit Moderator Stefan Lipski bei Kaffee und Torte die Anfänge dieser einmaligen musikalischen Gemeinschaft. die sich auch jährlich nur einmal trifft. Nicholas McGegan hatte sich 2006 als künstlerischer Festivalleiter mit seinem geschäftsführenden Intendanten auf ein eigenes Festivalorchester verständigt. Die beiden mobilisierten ihre Netzwerke auf allen fünf Kontinenten und hatten dabei auch Konzertmeisterin Elisabeth Blumenstock an Bord, um freischaffende Musiker:innen für ihre internationale Göttinger Orchesterfamilie zu mobilisieren. Besonders der Hinweis „freischaffend“ weckt die Neugier des Café George Publikums. Ob die Orchestermitglieder das Jahr über an anderen Orchestern engagiert oder mehr mit Kammermusikensembles unterwegs sind? Ob es außerhalb des Festivals überhaupt gemeinsame Berührungspunkte gibt? Dass sich die Orchesterfamilie in wenigen Wochen Probenzeit wieder aufeinander einstimmt und in der kurzen Endprobenphase auf das Solistenensemble in Opern und Oratorien, erstaunt auch langejährige Festivalfans noch immer, selbst wenn die Noten drei Monate vor dem Festivalstart kursieren, und wie sie dann das musikalische Pensum so meisterhaft meistern. Auch das spontane FOG-Quintett bestätigt, dass die Mitglieder der FOG-Familie oft auf Engagements verzichten, um in Göttingen dabei zu sein, weil das für alle eine Herzensangelegenheit sei.

Mit dem Adagio in Johann Anton Reichenbergers „Concerto in g“ brechen Christoph Timpe (Violine), Kathrin Sutor (Cello), Klaus Bundies (Violoncello da spalla) und Roda Patrick (Fagott) in eine abenteuerliche Klanglandschaft auf. Sie mutet fast ein bisschen verwildert an mit dem Aufgebot an dramatischem Aufruhr, reich an Verzierungen und Motiven, die miteinander ringen. Fast hat es den Anschein, als ob der Komponist sie zu einem besonderen Dialog der Instrumente herausfordern möchte, wie sie sich zunächst melodisch bestürmen und ihre Akzente zu setzen, um in den nachfolgenden Sätzen in ihren individuellen Farben auszuschwärmen. Die Violine jauchzt in den höchsten kristallin schimmernden Tönen. Wie zu einem innigen Gesang verschmelzen Fagott, Celle und das Violoncello da spalla, während die Violine schweigt. Bis sich mit dem Allegro ma non troppo noch ein gemeinsamer Tanz im ¾ Takt ankündigt, um gemeinsam in den schönsten melodischen Verzweigungen euphorisch zu schwelgen.

Noch schweigt die Theorbe und Theodoros Kitsos genießt die Zuhörerrolle, die sich im FOG im Grunde ausschließt. Für das strukturierende Klangbild ist das Instrument aus der Gambenfamilie mit dem langen Steg schließlich unverzichtbar. Stefan Lipski, der auch als Geschäftsführer des CD-Fachgeschäftes TonKost bereits die Gründerphase des FOG begleitete und unterstützte, möchte mit den Musiker:innen auch durch Göttingen streifen. Die besondere Atmosphäre während der Festspiele begeistert sie alle. 

Als Lieblingsorte werden die Aula am Wilhelmsplatz genannt und auch ein Eiscafé. Aber das Ranking toppt der kulinarische Treffpunkt in der gemeinsamen Hotelküche und das nicht nur, weil die meisten Restaurants nach den Opernaufführungen und den Oratorien keine hungrigen Musiker:innen mehr beköstigen. Die verwandeln sich zu später Stunde einfach in Kochkünstler, die mit ihren nationalen Spezialitäten eine internationale Tischrunde kulinarisch umsorgen. Erst recht an einem er seltenen freien Abende, für den Theodoros Kitsos bereits einen Berg von Zwiebeln gehackt hat, bevor er seine Theorbe auf das Café George eingestimmte und den Zauber, der sich jetzt mit Jean Marie Leclairs a-Moll Violinsonate entfaltet. 

Für Christoph Timpe ist das Werk des Violinvirtuosen natürlich ein Fest mit all den akrobatisch anmutenden Figuren, den rasanten Läufen und den virtuosen Höhenflügen, bei denen die Violine auch tupfen und zwitschern darf und in diesen perlenden Tonfolgen faszinieren. Das harmonische Geflecht für das Cello, die Theorbe, das Fagott und das Violoncello da spalla lässt immer wieder an ein fein gesponnenes Geflecht von Seidenfäden denken, dass die Instrumente auch mit Grazie und Anmut verdunkeln, wenn es manchmal auch eine elegische Färbung erfährt und die Töne zu sehnsüchtigen Seufzern verschmelzen.

Mit dem Beifall des begeisterten und verzauberten Publikums flaniert das FOG-Quintett noch einmal begeistert durch Göttingen mit seiner besonderen Konzertatmosphäre, dem Gefühl, in der Stadt einfach willkommen zu sein und immer wieder auf interessierte Festivalbesucher mit ihren vielen Fragen zu treffen. Die musikalischen Festivalgäste mögen auch den Anblick von Passanten, die mit ihren Rollkoffern durch die Stadt eilen, wie etwas Vertrautes, das ihren Alltag schon so lange prägt. Sie verwandeln sich ebenso gerne in Tourismusbotschafter, die Göttingen zu einer der schönsten Städte erklären und für die einzigartige Atmosphäre werben, in der mit Händel auch die Herzensangelegenheiten der FOG-Familie gefeiert werden.

  

Tina Fibiger

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