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Händel-Festspiele

Parforceritt durch die Oper

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Agrippina – A Baroque-Jazz Guide
von Jens Wortmann, erschienen am 22. Mai 2023
Das Ensemble »Il Giratempo« mit dem Jazztrompeter Pascal Klewer | © Photo: Alciro Theodoro da Silva

Die Ouvertüre zu Händels Oper »Agrippina« lässt aufhorchen: ungewohnte Klänge am Schlagwerk, dazu eine Trompete, die Störgeräusche verursacht statt barockem Wohlklang. Erst anschließend begann das Ensemble »Il Giratempo«, seine Version von »Agrippina« zu präsentieren: statt in vier nur in zwei Stunden, statt mit großem Ensemble nur eine Sopranistin, die gleich alle Rollen übernimmt. Und im Orchester genügt eine Violine, ein Cello, eine Theorbe sowie ein Tasteninstrument. 

Das Ensemble und die Sopranistin Laila Salome Fischer gaben eine verknappte und solide musizierte Händel-Oper zum Besten. Nur von der angekündigten und in der Ouvertüre angedeuteten Jazz-Version fehlt nahezu jede Spur. Ein wenig Enttäuschung macht sich breit, das ist in der Pause bei vielen Besucher:innen der Sheddachhalle Gesprächsthema. 

Nach der Pause gab es hingegen ein völlig anderes Bild: da mischte sich die Trompete immer wieder ein. Bei Händel ist dieses Instrument eher für den königlichen Klang zuständig, in dieser Version mit dem Jazztrompeter Pascal Klever macht die Trompete eher für die unterschwelligen Misstöne hörbar: die Intrigen der Kaiserin Agrippina, die gute Mine zum bösen Spiel macht, wird so nicht nur durch die witzigen Zeichnungen von Eva Hoppe enttarnt, die wie ein Führer durch die Oper auf der Leinwand erscheinen. Und auch das Orchester fängt an, mit großem Spaß am Spiel sich etwas von der Händelschen Partitur zu entfernen. Dadurch wird der Abend nicht nur kurzweilig, sondern gewinnt ungeheuer an Spannung. Während im ersten Teil der Respekt vor der großen Komposition Händels zu spüren war, nahmen sich die Musiker:innen im zweiten Teil mehr Freiheiten heraus.

Da wurden Terzette und Accompagnati instrumental wiedergegeben und auf sehr eigene Weise interpretiert. Und so erhielt die Mezzosopranistin Laila Salome Fischer immer wieder eine kleine Pause in ihrem Parforceritt durch die Oper: als Agrippina, Nerone, Ottone, Poppea und Claudio bis hin zum Schlusschor hatte sie einfach alle Rollen übernommen. Ohne das Textbuch wären die Gäste in der gut besuchten Halle aber aufgeschmissen: zwar wurden sie durch die Zeichnungen ein wenig durch die Oper geführt, aber die weiteren Informationen im Programmheft waren so unerlässlich wie die Übertitel in einem Opernhaus.

Am Ende gab es großen Applaus und viele Bravi für das Ensemble, das sich anschließend noch in der neuen Weinbar 1786 den Fragen des Publikums stellte.

Jens Wortmann

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