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Literarisches Zentrum

Das Lieblingsbuch auf ganz neue Weise kennenlernen

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»Improsant« zu Gast im Literaturhaus
von Jana Kelterborn, erschienen am 15. April 2023
Bildquelle: © Improsant

Die besten Ideen kommen immer spontan. Aufs Großartigste bewiesen hat das am vergangenen Donnerstag im Literaturhaus das Göttinger Improvisationsensemble Improsant.

Einen freien Platz zu finden war schon vor Beginn der Veranstaltung schwierig, so gut füllten sich an diesem Abend die Stuhlreihen. Alle, die das Glück hatten, dabei zu sein, durften elf verschiedene literarische Werke in ganz neuer Aufmachung erleben: Vom Publikum mitgebrachte Bücher dienten den drei Schauspielern Bea, Lukas und Thius als Quelle ihrer während des Spielprozesses erst entstehenden Szenen.

Meist nur wenige Sätze oder gar ein einzelnes Wort sucht sich das auf der Bühne spielende Duo Bea und Thius aus, manchmal gibt sogar schon der Titel eines gegriffenen Buches die zündende Idee für das folgende Kurzstück. So ergeht es auch dem Erstling des Abends, Juli Zehs Zwischen den Welten, dessen Cover ein Schwan schmückt. Bea präsentiert dem Publikum ihren Fang, und prompt beginnt ihr Kollege Thius, den Schwan zu mimen, Bea fällt kurz darauf als Monster der Unterwelt ein, das eine Vorgeschichte konstruiert, in der der Schwan (mit Namen Erwin) zur Vernichtung der Menschen ausgesandt wurde. Stoff genug für Thius, von Liebe und Freundschaft zu singen, die er bei den Menschen fand.

Musikalisch begleitet werden die beiden von ihrem Kollegen Lukas, der sich zuverlässig immer genau da einschaltet, wo die Handlung plötzlich eine weitere Rolle erfordert und der gelegentlich Input in den Ring wirft. So auch in der Szene, in denen Thius und Bea in die Rollen zweier verwöhnter amerikanischer Jugendlicher fallen, die während eines Sturms an einem See zelten. „Robin....“ ertönt da eine an Thius gerichtete raue Stimme zwischen den Hashtags der Kids, „Robin...“ Eine schwarz-humoristische Pointe schließlich beendet diese Szene, passend ins Licht gesetzt von Literaturhausmitarbeiterin Amelie.

Den wohl spontansten Beginn widerfährt Ödön von Horváths Jugend ohne Gott, das gleich zweimal an die Reihe kommt, einmal über eine aus dem Publikum auf die Bühne gerufene Seitenzahl, und dann tatsächlich wegen des Aufklebers auf dem Cover der Ausgabe, die den Preis von 3,95€ verrät. „Klassik kann so günstig sein!“ ruft Bea und ist einen Moment später die adelige Verlobte eines bettelarmen Heiratsschwindlers, der in Wahrheit nichts weiter als einen gekauften Titel vorzuweisen hat.

Die meisten der Szenen, das kann man klar so festhalten, handeln von Liebe. Liebe zwischen Büchern, Liebe wegen Büchern, die erste Liebe, Theorie der Liebe (Zitat des Schwanes Erwin: „Liebe ist, wenn man trotzdem liebt!“), Liebe, die zum Tod führt, eine Hochzeit, auf der Liebe durch ihre Abwesenheit auffällt. Und auch in der Sprache der Liebe wird gespielt: Zur letzten der zwölf Szenen gerät Thius einem Sherlock Holmes auf Französisch in die Hände – sehr zum Missfallen des ehemaligen Lateinschülers, der seine Sache deswegen jedoch umso besser macht.

Das Lieblingsbuch auf ganz neue Weise kennenlernen, Spaß an einer ganz anderen Pointe eines schon bekannten Witzes, ein Hätte-sein-können erleben oder einfach nur Kurztheater genießen – der Abend im Literaturhaus hielt Vieles bereit. Ob der eine oder Andere wohl auch das Impro-Thetaer selbst für sich entdeckt hat? Möglich wäre es. Denn die besten Ideen kommen ja immer spontan.

Improsant spielen das nächste Mal am 23.04. um 20 Uhr im ThoP (Gänseliesel und ihre Mörder) sowie am 06.05. um 20 Uhr in der MUSA (Eine improvisierte Musikshow)

Jana Kelterborn

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