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Atemberaubend virtuoses Spiel

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GSO

Atemberaubend virtuoses Spiel

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Matineekonzert mit Chiara Sannicandro
von Jens Wortmann, erschienen am 05. Mai 2023

Im Matinee-Konzert des Göttinger Symphonieorchesters gab es am Sonntag im Deutschen Theater ein internationales Programm zu hören. Als Gast war die junge Violinistin Chiara Sannicandro eingeladen.

Wie passen die aufgeführten Werke aus Australien, Russland und Finnland zusammen? „Gar nicht“, gibt GSO-Chefdirigent Nicholas Milton vor Beginn augenzwinkernd zu. Als Deutsche Erstaufführung wurde »Re-Collecting ASTORoids« der australischen Komponistin Elena Kats-Chernin geboten, das deutlich von Astor Piazzolla inspiriert war, also einen Bezug nach Argentinien hatte. Die Violinistin Chiara Sannicandro aus Salzburg spielte das Violinkonzert des russischen Komponisten Sergej Prokofjew. Und am Ende erklang die 1. Symphonie des finnischen Komponisten Jean Sibelius. Es ging also reichlich international zu im nahezu ausverkauften Deutschen Theater.

Elena Kats-Chernin ist zurzeit »Composer in Residence«, in dieser Spielzeit erklingen zahlreiche Werke der australischen Komponisten. »Re-Collecting ASTORoids« ist eine Auftragskomposition – sie sollte für das Melbourne Symphony Orchestra eine Hommage an Astor Piazzola schreiben. Die in Piazzolas Musik typischen Tangoelemente waren deutlich zu hören und gaben letztlich dem Konzert auch sein Motto »Space Tango«. Die drei Sätze seien eine Reise an den Rio de la Plata, der Aufenthalt im Land des Tango Argentino und am Ende eine wehmütige Erinnerung an das Vergangene, erläuterte Milton zu Beginn. Diese Gefühlswelten erklangen deutlich vernehmbar im bestens aufgelegten Orchester.

Star des Vormittags war die in Salzburg geborene deutsch-italienische Geigerin Chiara Sannicandro. Im Gepäck hatte die 26jährige Musikerin das Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 D-Dur op. 19. Das Werk gehört längst zur Grundausstattung großer Geigerinnen und Geiger. Es ist gespickt mit höchsten Anforderungen – die Sannicandro mit Bravour meisterte. Sie nahm das zarte Tremolo der Violinen im Eingangsthema auf und entwickelte nach und nach den eher lyrischen Einstieg zu einem grandiosen Solopart. Vor allem im zweiten Satz begeisterte sie mit ihrem atemberaubend virtuosen Spiel. Faszinierend dabei war, dass sie ein eine große Palette an Ausdrucksformen präsentierte. Diese korrespondierten immer wieder mit den Musiker:innen des Orchesters, so dass das Soloinstrument und das Orchester eine große Einheit bildeten. Nach dem tosenden Jubel am Ende gab es als Zugabe noch einen Satz aus der Violinsonate Nr. 1 von Eugene Ysaÿe – und auch das war ein Zeugnis der hohen Musikalität und Virtuosität von Chiara Sannicandro.

Zum Abschluss erklang die 1. Sinfonie von Jean Sibelius. Das Werk entstand 1899 im selben Jahr wie seine berühmte »Finlandia«, die Sinfonie stellte aber einen Wendepunkt im Schaffen Sibelius‘ dar: er wandte sich von der Programmmusik ab, die absolute Musik ohne literarischen Bezüge stand nun im Vordergrund. Gegenüber den späteren Sinfonien ist hier die Tradition der Romantik deutlich zu hören. In der klangvollen Interpretation Nicholas Miltons (der in Finnland studiert hat) gab es viel Raum für Einzelstimmem im Orchester. Hier sei insbesondere der anrührende Einstieg im ersten Satz erwähnt: die Klarinette (Manfred Hadaschik) spielte die Melodie des ersten Themas, unterlegt mit einem langen Paukenwirbel (Johannes Karl). Erst zum Ende dieses Solos ergriff Milton den Taktstock, um sein Orchester durch diese Musik zum Klingen zu bringen. Und in der Tat – diese Musik brachte einen vollen, ja fülligen Klang hervor. Es war zum Schwelgen – und begeisterte, wie das gesamte Konzert.

Das sah auch das Publikum im Theatersaal so: erst nach langem Applaus entließ es die Orchestermitglieder in den Sonntagmittag.

Die letzte Matinee in dieser Spielzeit findet am 4. Juni um 11.30 Uhr statt. Das Motto lautet dann »Pariser Leben“. In der nächsten Spielzeit wird es die Matinee weiter geben, dann jedoch in der frisch sanierten Stadthalle, wie Nicholas Milton versprach. 

Jens Wortmann

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