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Städtisches Museum

Eine Zeitreise ins Göttingen der Reformation

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Stadt. Macht.Glaube – Ein Besuch der Dauerausstellung im Städtischen Museum Göttingen
von Jana Kelterborn, erschienen am 27. April 2023
© Photo: Kelterborn

Wer dominierte vor 500 Jahren im Göttinger Stadtrat? Welchen Einfluss konnten Frauen zur Zeit der Reformation auf das öffentliche Leben nehmen? Und wie ist Göttingen eigentlich zur Universitätsstadt geworden, die sie heute ist?

Fragen, auf die man eine Antwort weiß, wenn man die aktuelle Dauerausstellung des Städtischen Museums besucht hat. Denn Stadt.Macht.Glaube vermittelt intermedial hochwertig Wissen zur Lage in der Stadt im 16. Jahrhundert.

Dass die Ausstellungsfläche wegen Sanierungsarbeiten aktuell nicht komplett zur Verfügung steht, tut der Informations- wie auch der Unterhaltungsdichte der Ausstellung keinen Abbruch, hat im Gegenteil sogar die gelungene Einbindung der Göttinger Sammlung sakraler Kirchenkunst in Stadt.Macht.Glaube zur Folge. In neun modern gestalteten Räumen werden Besucher:innen die Inhalte der historischen wie religiösen und politischen Zusammenhänge Göttingens zur Zeit der Reformation nahegebracht. Diese zog, beginnend mit dem Thesenanschlag Martin Luthers in Wittenberg im Jahr 1517, schnell immer größere Kreise im gesamten Gebiet der heutigen Bundesrepublik. In Göttingen, das erfährt man gleich im ersten Raum, dauerte es bis 1529, bis die reformatorischen Bewegungen hier die Oberhand gewinnen konnten, dafür geschah dies umso plötzlicher. Zu den Objekten, die man im Folgenden bestaunen kann, gehören neben einem Gebetsbuch von 1667 die Fragmente eines kirchliches Gestühls aus dem Jahr 1250, ein Türklopfer aus dem Alten Rathaus von ca. 1300 samt zugehörigem Schlüssel sowie Werke des spätgotischen Göttinger Bildhauers Bartold Kastrop (lebte von um 1460 bis 1531/32), unter anderem mehrere Bischosfiguren und eine Reliquienbüste.

Außerdem sind den Themen Bildung in Göttingen zur Zeit der Reformation und Religionen der Gegenwart je ein Raum gewidmet. Hier erfährt man, dass im Zuge der Reformation die Forderung nach flächendeckenden Schulen und einer adäquaten Ausbildung von Lehrern immer konsequenter wurde – und Göttingen mit der Gründung einer Mädchenschule auf dem Weg zum bedingungslosen Zugang zu Allgemeinbildung eine Vorreiterrolle einnahm. Herzogin Elisabeth und der Göttinger Rat gründeten 1524 das Pädagogium, eine Lateinschule, die auf den Besuch einer Universität vorbereiten soll. 300 Jahre später ist diese gut besuchte Einrichtung der Grund für die Einrichtung einer Universität in der kleinen Stadt an der Leine. Der Rest ist nicht nur Geschichte, sondern auch Gegenwart.

Die Ausstellung besonders attraktiv machen die Erklärtexte auf den grünen Tafeln in jedem Raum: Die Sätze sind kurz gehalten, muten wie leichte Sprache an. Ohne, dass man mittendrin die Lust verliert, nimmt man sämtliche Informationen auf. Aber nicht nur Lesbares wird angeboten: Fast in jedem Raum finden sich mehrere Audiodateien von wenigen Minuten Länge, die man sich über zugehörige Kopfhörer anhören kann. Dabei ist auch das Lied Te DeumLaudamus, das während des entscheidenden Durchbruchs der Reformation an der Paulinerkirche gesungen wurde. Und was am meisten Spaß macht: In dem Zimmer, das vom Buchdruck und der Rolle der Schrift für die Entwicklung Göttingens erzählt, steht ein kleines Tintenfässchen samt Federkielen und Papier bereit, mit dem man Schreiben wie in Zeiten vor der Erfindung und Etablierung des Buchdrucks nachempfinden kann.

Direkt daneben und im angrenzenden Raum über Religionen finden sich Kinderbücher zum Thema der Ausstellung mit Titeln wie Wie heißt dein Gott eigentlich mit Nachnamen? Oder Geschichte der Schrift oder auch Auf den Spuren derReformation. Was natürlich unbedingt dazugehört, sind gemütliche Sitzbänke, an denen es auch tatsächlich kaum mangelt. Warum nicht mal in Ruhe ein wandeinnehmendes Gemälde Göttingens aus dem 17. Jahrhundert entdecken?

Und wenn man dann aufsteht und hinausgeht, übrigens durch den wunderhübsch bepflanzten Vorgarten, in dem grade jetzt in voller Pracht  er Frühling blüht, sieht man die Stadt vielleicht mit anderen Augen – nach allem, was gewesen ist.

Die Dauerausstellung Stadt.Macht.Glaube ist noch bis Ende des Jahres dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr und am Wochenende von 11 bis 17 Uhr im Städtischen Museum Göttingen, Ritterplan 7/8, zu sehen.

Ergänzend zum Thema der Ausstellung findet am Sonntag, den 30. April, um 15 Uhr im Stadtmuseum folgender Vortrag statt: Glaube und Macht. Religion als Instrument für Integration und Ausgrenzung. Das Beispiel Göttingen.

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