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Händel-Festspiele

Jeder Ton wird zu einem Erlebnis – Sternstunden bei Händel

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Galakonzert mit Jeanine De Bique und dem Concerto Köln
von Jens Wortmann, erschienen am 30. Mai 2023
Susanne Regel und Jeanine De Bique beim Galakonzert in der Göttinger St. Johanniskirche | © Photo: Alciro Theodoro da Silva

Zwei Händel-Termine gab es am Pfingstmontag zum Abschluss der Händel-Festspiele in der Göttinger Johanniskirche. Und in beiden Terminen gab es Sternstunden: Am Morgen im ökumenischen Gottesdienst und am Spätnachmittag im umjubelten Galakonzert mit Jeanine De Bique und dem Concerto Köln.

Um 10 Uhr wurde zum Ökumenischen Gottesdienst der ACK (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen) Göttingen eingeladen. In der sehr gut gefüllten Kirche gestaltete das Ensemble »Ex Silentio« den Gottesdienst musikalisch. Die Predigt hielt Pastor i.R. René Lammer. Er zitierte darin aus den »Sternstunden der Menschheit« von Stefan Zweig die Miniatur »Georg Friedrich Händels Auferstehung«, in der Zweig die Entstehung des Oratoriums »Messias« vollkommen unhistorisch und fiktiv erzählt. 

Am Abend gab es die nächste Sternstunde am selben Ort. Die „Autor:innen“ dieses Abends waren die Sopranistin Jeanine De Bique und Concerto Köln. Während Concert Köln zunächst mit der Ouvertüre zu Händels Oper »Penelope« noch etwas mit der schwierigen Akustik in der nahezu ausverkauften Kirche fremdelte und mit etwas angezogener Handbremse zu spielen schien, traf die aus Trinidad und Tobago stammende Sängerin bereits mit den ersten Tönen mitten ins Herz der Besucher:innen und verursachte binnen Sekunden Gänsehaut mit der Arie „Risolvere no oso“ aus der Oper »Rodelinda« von Carl Heinrich Graun. Bei Jeanine De Bique wird jeder Ton zu einem Erlebnis. Mit welcher Zartheit die Sängerin selbst Spitzentöne ansetzt, mit welchem Glanz sie in jeder Lage klingt, welche Emotionen sie vermitteln kann, ist einfach nur umwerfend. „Haben wir so etwas schon einmal gehört“, wurde in der Pause bei schönstem Pfingstwetter diskutiert. Die Meinung überwog, dass es trotz aller unbestrittenen hohen Qualität der Konzerte in der Festspielgeschichte ein solches Konzert, eine solche Sängerin noch nicht zu erleben war. Dass die 1981 geborene Jeanine De Bique neben den gefühlvollen Passagen auch halsbrecherische Koloraturen beherrscht, hat sie bis zur Pause nach Arien von Georg Friedrich Händel und noch einmal Graun längst bewiesen. Und auch das Concerto Köln hat die anfängliche Zurückhaltung längst abgelegt. Es spielte mitreißend und perfekt, hervorgehoben seien die Soli der Konzertmeisterin Justyna Skatulnik, der Oboistin Susanne Regel und des Fagottisten Ambroise Dojat.

Cantus Köln und Jeanine De Bique kennen sich bereits gut, haben sie vor kurzem doch die viel beachtete CD »Mirrors« gemeinsam eingespielt, die 2022 mit dem Opus-Klassik Preis für die beste Soloaufnahme Vokal »Mirrors« ausgezeichnet wurde. Aus diesem Programm wurde auch das Programm für dieses Galakonzert entwickelt. Starke Frauengestalten stehen dabei im Mittelpunkt.

Und eine starke Frau ist Jeanine De Bique auf jeden Fall. Auf der Homepage der Salzburger Festspiele (wo sie im Sommer in Purcells »The Indian Queen« zu erleben ist) ist über sie zu lesen, sie sei „eine der aufregendsten Sopranistinnen, die man heutzutage auf der Bühne erleben kann“. Ihre Bühne in der Sst. Johanniskirche war der Platz im Altarraum zwischen dem Orchester und dem Publikum. Wie sie auf diesen wenigen Quadratmetern ihre jeweilige Rolle als Rodelinda, Alcina, Partenope oder Cleopatra gestaltete, war tief beeindruckend – und erweckte bei vielen den Wunsch, diese aufregende Persönlichkeit auch im Deutschen Theater als Mitwirkende der Festspieloper erleben zu können.

Im zweiten Teil kamen auch Raritäten zu Gehör wie eine Sinfonia von Leonardo da Vinci oder von Georg Philipp Telemann die Arie „Rimembranza crudel“ aus »Germanicus«.

Das Galakonzert entwickelte im Laufe des Abends eine Art Rausch – an dessen Ende drei Zugaben standen. Die bemerkenswerteste davon war ein Arrangement für Jeanine De Bique, das die musikalische Tradition ihrer Heimat vereint. Gemeinsam mit den Barockspezialisten vom Concerto Köln erklang karibischer Folk und Calypso-Sound. 

Diese Sternstunde in der Johanniskirche hat den Begriff „Galaabend“ definitiv verdient. Die Arien mit der überragenden Jeanine De Bique und das mitreißende Spiel des Concerto Köln werden noch lange nachwirken. Vermutlich sogar bis zum 9. Mai 2024, wenn die Internationalen Händel-Festspiele 2024 eröffnet werden. 

Jens Wortmann

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