Grafik: erstellt mit Unterstützung von KI (ChatGPT / DALL·E, OpenAI)
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Die Montags-Kolumne

Die Stimmen der Stadt

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Von Bach bis Schönberg: Göttingens Chöre stimmen den Herbst an.
von Johann N., erschienen am 20. Oktober 2025

ich gebe es zu: Ich habe meine Kolumne in den letzten Wochen etwas vernachlässigt. Nicht aus böser Absicht – eher aus einem dieser produktiven Missverständnisse zwischen Kalender und Leben. Aber jetzt bin ich wieder da. Und wenn schon, dann mit Klang im Gepäck. Denn selten war Göttingen so sehr im Sing-Fieber wie in diesen Wochen.

Überall in der Stadt klingen Probenräume: der Singkreis St. Paulus, der PetriChor Weende, der Universitätschor mit seinem Kammerchor, die Stadtkantorei, die Jacobikantorei, das Ensemble ProCant und das Göttinger Vokalensemble – sie alle bereiten sich auf ihre Herbst- und Winterkonzerte vor. Es ist, als würde sich Göttingen gerade neu einstimmen.

Beginnen wir mit dem PetriChor Weende, der am 26. Oktober 2025 um 18 Uhr in der St. Albani-Kirche Mendelssohns großes Oratorium Paulus aufführt – ein Werk voller Leidenschaft, getragen von Kammersymphonie Hannover und Solist:innen unter der Leitung von Martin Kohlmann.

Nur eine Woche später, am 1. November, feiert die Göttinger Stadtkantorei in St. Johannis ihr „Barockfest“. Gemeinsam mit dem Cheltenham Bach Choir, dem Partnerchor aus der englischen Partnerstadt, wird ein musikalisches Freundschaftsband gefeiert, das seit über 40 Jahren besteht. Werke von Vivaldi und Händel – darunter das glanzvolle Gloria und Dixit Dominus – lassen an diesem Abend Göttingen und Cheltenham in einem gemeinsamen Atemzug singen.

Der Singkreis St. Paulus widmet sich am 8. November Antonín Dvořáks Biblischen Liedern und seiner festlichen Messe in D-Dur op. 86. Der Chor, zuhause in der Pauluskirche an der Wilhelm-Weber-Straße, verbindet damit innige Religiosität mit klanglicher Wärme – ein Konzert, das die Herzen der Romantik-Freunde höherschlagen lässt.

Und auch die Universität hebt an: Der Kammerchor der Universität Göttingen präsentiert am 9. November (17 Uhr in Dransfeld) und 10. November (19 Uhr in St. Nikolai) Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe – jenes Werk, das wie kein anderes den Chor an die Grenze zwischen Himmel und Atem führt. Nur wenige Wochen später, am 7. Februar 2026, erklingt mit dem Universitätschor Göttingen ein ebenso anspruchsvolles wie ergreifendes Programm: Frank Martins Messe für Doppelchor und Arnold Schönbergs Friede auf Erden. Zwei Werke, die vom Ringen um Glauben und Menschlichkeit erzählen – musikalisch, emotional und zutiefst zeitlos.

Das Ensemble ProCant unter Leitung von Stephan Diedrich widmet sich in seinem nächsten Programm den Psalmen in Musik – von Mozart, Mendelssohn, Dvořák bis zu Hugo Distler. Präzise, kammermusikalisch und mit Sinn für das geistliche Detail zeigt dieser Projektchor, wie wandelbar und aktuell alte Texte im Chorklang sein können. Die Konzerte sind am 22. November in Göttingen und am 23. November in Duderstadt

Das Göttinger Vokalensemble widmet sein aktuelles GVE-Projekt dem Thema Heimkehr und Vergänglichkeit: „Und kehrt er einst heim…“ führt Heinrich Schütz’ Musikalische Exequien und die deutsche Litanei zusammen und kontrastiert sie mit Chorbearbeitungen von Clytus Gottwald nach Richard Strauss und Alexander Zemlinsky. Zu hören am Samstag, 22. November 2025, 18:00 Uhr in St. Mauritius Hardegsen und am Sonntag, 23. November 2025, 17:00 Uhr in St. Albani Göttingen (Ltg. Andreas Jedamzik; teils mit Kontrabass und Orgel). 

Der Winter gehört schließlich der Jacobikantorei, die am 7. Dezember 2025 in St. Jacobi mit Heinrich Schütz’ Weihnachtshistorie das Chorjahr beschließt – ein Werk voll barocker Innigkeit und adventlicher Erwartung. Und schon jetzt darf man sich auf den März freuen: Dann folgt die Deutsche Erstaufführung der Markuspassion nach J. S. Bach des Komponisten Nikolaus Matthes.

So klingt Göttingen im Herbst und Winter – polyphon, leidenschaftlich, mit offenen Kehlen und offenen Herzen. Ich habe also einen guten Grund für meine kleine Kolumnen-Pause: Ich war einfach zu sehr damit beschäftigt, zuzuhören. Und vielleicht ist das ja gar keine schlechte Entschuldigung.

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